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Das tibetische Hochplateau besitzt die größten Gletscher- und Schneemassen jenseits des Nord- und des Südpols. Aus ihnen entspringen einige der größten Flüsse Asiens, etwa der Jangtse, der Gelbe Fluss, der Indus, der Mekong und der Yarlung Tsangpo. Auch der Ganges wird aus Nebenflüssen gespeist, die auf dem Plateau entstehen. Vier Millionen Tibeter sind hier sesshaft und rund zwei Milliarden Menschen, ein Viertel der Weltbevölkerung, ist vom Wasser Tibets abhängig. Man bezeichnet die Region deshalb auch als “Dritten Pol” oder “Wasserspeicher Asiens”.
Steigende Temperaturen, schmelzende Gletscher, Erosion der Böden, sinkender Grundwasserspiegel, Verschmutzung der Flüsse, Böden und Seen durch Bergbau, Industrie und Landwirtschaft setzen den Menschen in der Region extrem zu. Auch die Menschen in den flussabwärts gelegenen Ländern bekommen die Folgen zu spüren. Hinzu kommt, dass der chinesische Staat das Wasser Tibets auf intransparente, autoritäre und machtpolitische Weise ausbeutet. Die fehlende demokratische Partizipation der tibetischen Bevölkerung und der Anrainer und der Unwillen, das Wasser gerecht zu verteilen, verschärfen existierende Probleme auf dramatische Weise. Das Wasser des tibetischen Hochplateaus droht zur wichtigsten Ressource im zentralen geopolitischen Konflikt des 21. Jahrhunderts zu werden.
Die Tibet Initiative Deutschland setzt sich seit Jahrzehnten für eine sichere, saubere und lebenswerte tibetische Landschaft ein und kann der drängenden Gefahr rund um das Wasser Tibets nicht tatenlos zusehen. Unsere neue Blue Tibet Kampagne führt ihren Vorgänger, die Green Tibet Kampagne, fort und leistet einen Beitrag dazu, über die Not auf dem Dritten Pol aufzuklären.
Der Dritte Pol sieht sich mit einem Komplex von vier Problemen konfrontiert: zu viel Wasser, zu wenig Wasser, verschmutztes Wasser und Wasser als geopolitisches Machtmittel.
Nirgends schmelzen die Gletscher schneller als auf dem tibetischen Hochplateau. Das Schmelzwasser aus den Gletscher- und Schneefeldern sammelt sich in sogenannten Eisstauseen. Wenn die Mauern dieser natürlichen Stauseen bersten, werden ganze Landstriche geflutet. Siedlungen, Weideland, Dörfer, Städte und heilige Orte sind dann unwiderruflich verloren. Solche Ereignisse haben in den letzten Jahren zugenommen.
Auf eine Zeit des Überflusses könnte eine Zeit dauerhafter Knappheit folgen. Wenn nicht mehr ausreichend Schnee fällt, um die abnehmende Gletschermasse zu kompensieren – das Zehrgebiet wächst und das Nährgebiet schrumpft, wie es Glaziologen ausdrücken – sinkt das Wasserangebot der Flüsse. Angesichts der Tatsache, dass Hunderte von Millionen Menschen für Landwirtschaft, Transport, Energie, Trinkwasser und Hygiene auf die Flüsse Tibets angewiesen sind, dürfte dies drastische geopolitische Folgen haben: Konflikte, Flucht, Hunger.
Hinzu kommt, dass die meisten Flüsse aufgrund der Folgen der expandierenden Landwirtschaft, dem Bergbau und der Industrie kaum für den menschlichen Gebrauch geeignet sind. Immer wieder vergiften sie Fische, Yaks und andere Tiere, kontaminieren die Böden oder verursachen Seuchen. Das Wachsen der Mittelschicht und die Verstädterung in den Ländern Süd- und Zentralasiens führen auch zu einer Veränderung der Konsumgewohnheiten. Dies übt einen zusätzlichen Druck auf die knappen Wasserressourcen und die Infrastruktur aus.
Der Fluch flussabwärts gelegener Länder: Das Land in dem sich der Oberlauf befindet, kann entscheiden, wie viel Wasser es mit seinen Nachbarn teilt. Liberale Demokratien sind zumeist eingebettet in internationale Rahmenwerke, die ein faires Teilen und eine echte Kooperation begünstigen. Anders sieht es bei Autokratien wie China aus. Peking hält wichtige Daten unter Verschluss (wie viel Wasser es erhält und wie viel es verbraucht) und weigert sich verbindliche Abkommen mit seinen Anrainern zu vereinbaren. Immer wieder kommt es vor, dass es Wasser auch als Druckmittel einsetzt. Die Geschichte ist reich an Beispielen, in denen Nationen Wasser als Waffe eingesetzt haben. China darf nicht zum alleinigen Walter des tibetischen Wassers werden.
Diese Arte-Dokumentation bietet einen guten Überblick über die vielfältigen, miteinander verbundenen sozialen, politischen und ökologischen Herausforderungen Tibets.
China ist eine klassische Modernisierungsdiktatur. Menschenrechte, ökologische Erwägungen und Verteilungsfragen werden den wirtschaftlichen Interessen des chinesischen Staates untergeordnet. Peking weigert sich mit den flussabwärts liegenden Ländern faire Abkommen über die Verteilung von Wasser auszuhandeln oder dem Übereinkommen zum Schutz grenzüberschreitender Wasserläufe und Seen beizutreten. Länder wie Indien, Kasachstan oder Vietnam sind den Launen der regionalen Hegemonialmacht ausgesetzt – manche Experten sehen überregionale Wasserkonflikte heraufziehen.
Auf welch autoritäre und zerstörerische Weise China seine Modernisierung umsetzt, lässt sich beispielhaft in Tibet studieren. Vor allem der Bau von Staudämmen hat in den letzten Jahrzehnten seine Spuren in der Landschaft und im Leben der Bevölkerung hinterlassen.
Südlich der tibetischen Hauptstadt Lhasa, am Yarlung Tsangpo (in Indien Brahmaputra genannt), plant China aktuell den Bau des größten Staudammes der Welt. Er soll in der Lage sein rund 60.000 Megawatt zu erzeugen; dreimal mehr als der Drei-Schluchten-Damm.
Mit dem Bau solcher Megadämme gehen zahlreiche Gefahren einher, die schwer einzuschätzen sind. Häufig werden sie nicht aufgrund rationaler und praktischer Erwägungen gebaut, sondern als Machtdemonstration eines zentralistischen Staates.
Der Bau von Megadämmen greift tief und nachhaltig in die Landschaft ein. Fruchtbare Regionen werden geflutet, während anderswo der Grundspiegel sinkt und die Böden versalzen. Populationen von Tieren, die im oder am Wasser leben, gehen zugrunde. Sedimente werden an den Staumauern blockiert, wodurch flussabwärts gelegene Ländereien keinen Nachschub an Nährstoffen mehr erhalten, was den Erhalt der Landwirtschaft gefährdet.
Das tibetische Hochplateau und die Himalaya-Region sind stark von Erdbeben bedroht. Immer wieder zerstören diese Dörfer und Siedlungen, lösen Bergrutsche und Lawinen aus. Staudämmen können nicht nur selbst durch Erdbeben zerstört werden, sie könnten aufgrund ihres schwankenden Wasserstandes und ihrer Masse auch selbst welche auflösen. Zudem stellen große Dämme empfindliche Eingriffe in das regionale Klima dar.
Wasserbaulische Projekte, allen voran große Dämme, gehen oft mit der Vertreibung und Umsiedlung von tausenden von Menschen einher. Aus gut dokumentierten Fällen wissen wir, dass der chinesische Staat bei der Umsiedlung von Tibetern und Tibeterinnen häufig äußerst brutal vorgeht und diese in dystopischen Neubausiedlungen unterbringt. Versprochene finanzielle Entschädigungen verschwinden nicht selten in den Taschen korrupter lokaler Beamter. Mit wie wenig Skrupeln Peking in solchen Fällen gegen die Bevölkerung vorgeht, kann man anhand der Derge-Proteste studieren.
Es ist sehr schwer gesicherte Informationen aus Tibet zu bekommen. Nicht umsonst nimmt das Land Jahr für Jahr des letzten Platz auf dem Freiheits-Index von Freedom House ein. Umso erstaunter reagierte die Welt, als Mitte Februar Nachrichten und sogar Videoaufnahmen von tibetischen Massenprotesten gegen den geplanten Gangtuo-Staudamm in Derge (Bezirk Garze) an die Öffentlichkeit gelangten. Zwei Dörfer mit über 2000 Einwohnern und sechs historisch bedeutende Klöster sollen dem Wasserkraftwerk weichen.
Die chinesische Polizei ging äußerst brutal gegen die Kundgebungen vor: mit Einsatz von Schlagstöcken, Elektroschockern, Reizgas und Massenverhaftungen. Über 1000 Menschen, unter ihnen Mönche aus den betroffenen Klöstern, wurden in Gewahrsam genommen. Da man den Gefangenen auftrug, eigene Verpflegung und Grundnahrungsmittel mitzunehmen, gehen Angehörige davon aus, dass die Haft von langer Dauer sein wird.
Familienmitglieder, die vor den Haftanstalten für die Freilassung ihrer Angehörigen demonstrierten, wurden ebenfalls festgenommen. Zeugen berichten, dass die Polizei bei Verhören mit körperlicher Gewalt vorging und mehrere Menschen stationär behandelt werden mussten. Die chinesische Polizei ist für ihr brutales Vorgehen, das auch Folter einschließt, bekannt.
Zu viel Wasser, zu wenig Wasser, Verschmutzung und chinesische Machtpolitik: Das tibetische Hochplateau und die flussabwärts gelegenen Länder sehen sich einem Komplex von Gefahren ausgesetzt, die die Region zu einem der bedeutendsten Risikogebiete der Welt machen. Es steht viel auf dem Spiel und die Zeit drängt.
Mit der Blue Tibet Kampagne leistet die Tibet Initiative Deutschland einen Beitrag dazu, die Not auf dem tibetischen Hochplateau aufzuklären. Auf dieser Seite möchten wir Infomaterial, Ankündigungen und Berichte von Aktionen und Petitionen (siehe weiter unten) für euch bereitstellen. Wir hoffen, dass ihr die uns darin unterstützt, den kritischen Dialog über Tibet, den Dritten Pol, den Wasserspeicher Asiens voranzutreiben.
Schützt den Wasserspeicher Asiens! Unterzeichnet unsere Petition.
Helft den Menschen in Dege! Unterzeichnet unsere Petition.
Am 13. Dezember 2023 fand die Veranstaltung “Tibet, China und das Wasser Asiens” statt.
2023 erschien auf der Website der Tibet Initiative dieser Artikel, der die Wasserproblematik Tibets und darüber hinaus beleuchtet.
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