V-TAG Österreich setzt sich entschlossen für die Menschenrechte in Tibet ein und fordert die chinesische Regierung auf, Zwangsinternate zu beenden. Die Gruppe besteht aus Jugendlichen und setzt sich sowohl in Österreich als auch international für Tibet ein.
VON THUPTEN DERGEY
Nach einem inspirierenden Praktikum bei der Tibet Initiative Deutschland in Berlin kehrte ich im Frühjahr 2023 mit dem festen Ziel nach Wien zurück, mein Engagement für Tibet auch in meiner Heimat fortzusetzen. Zu meiner Freude wurde ich von Freunden eingeladen, dem neu gegründeten Bündnis „V-TAG“ beizutreten – einer Bewegung, die sich für die Menschenrechte in Tibet und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes einsetzt.
Eine Plattform für globale Veränderungen
Die Voluntary Tibet Advocacy Group, kurz V-TAG, wurde 2020 ins Leben gerufen, um allen Tibeter*innen eine Plattform zu bieten, ihr Potenzial zu entfalten und zu einer friedlichen Lösung des sino-tibetischen Konflikts beizutragen. Als Jugendgemeinschaft hat sich V-TAG inzwischen gut etabliert und agiert lokal wie global. Im Verbund können die tibetischen Vereine mit ihren Kampagnen in verschiedenen Ländern die internationale Aufmerksamkeit und Unterstützung für Tibet besser stärken. Dieses ehrenamtliche Engagement für Tibet sieht auch die tibetische Zentralverwaltung (CTA) als Priorität an.
Und das ist dringend erforderlich, denn die tibetische Diaspora steht vor sozialen und demografischen Veränderungen. Angesichts der kritischen Beziehungen Chinas zur Weltgemeinschaft müssen sich insbesondere die jüngere Generation verstärkt für Tibet einsetzen. Gleichzeitig bietet die weltweite Verbreitung von Tibeter*innen auch die einzigartige Gelegenheit zur internationalen Unterstützung. Und V-TAG arbeitet mit viel Elan und Aufbruchsgeist daran, die Aufmerksamkeit und Unterstützung für Tibet weltweit zu gewinnen.
V-TAG in Österreich: Jugendliche für Tibet
Viele Länder, darunter auch Deutschland, haben die chinesische Regierung aufgefordert, diese Praxis unverzüglich abzuschaffen. Aus Österreich jedoch kam keine entsprechende Reaktion. V-TAG Österreich will das nun ändern: „Wir (Die Stadt Wien) fordern die österreichische Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft auf, sich für die Wahrung der Menschenrechte in Tibet einzusetzen. Wir unterstützen die friedlichen Bemühungen des tibetischen Volkes um die Bewahrung ihrer kulturellen Identität und ihres Selbstbestimmungsrechts.“ (Aus der Resolution des Wiener Landtages).
Bei unserer Arbeit spüren wir deutlich, dass der lange Arm Chinas bis nach Österreich reicht und die chinesische Botschaft in Wien bereits versucht hat, einige Treffen zu verhindern. Davon lassen wir uns jedoch nicht beirren. In wenigen Monaten haben wir bereits viel erreicht; in Wien hat der Landtag eine Tibet-Resolution verabschiedet und die Zwangsinternate deutlich verurteilt. Im Nationalrat haben Abgeordnete eine Parlamentarische Anfrage an das Außenministerium gerichtet.
Wir freuen uns, dass unsere Abgeordneten klare Worte zur schrecklichen Lage in Tibet gefunden haben. Die österreichische Bundesregierung bezeichnet jedoch ihre Beziehung zu China als „freundschaftlich-strategische Partnerschaft“. Als tibetische Jugendliche in Österreich sind wir davon überzeugt, dass Regierungen, die Kinder einsperren, nicht unsere Freunde sein können, und fordern, diese Position zu überdenken.
Zusätzlich pflegt V-TAG Österreich eine enge Zusammenarbeit mit den rund 800 Tibeter*innen im österreichischen Exil. Die Organisation fungiert dabei als Vermittler für den Kontakt mit lokalen Politiker*innen, um die Anliegen unserer Gemeinschaft anzusprechen. Ein konkretes Beispiel hierfür ist das Problem in Linz, wo die Tibetische Gemeinschaft Schwierigkeiten hat, einen angemessenen Raum für den tibetischen Sprachunterricht zu finden. In Reaktion darauf hat V-TAG Österreich die verantwortliche Linzer Stadträtin kontaktiert und bemüht sich zurzeit, das Problem zu lösen.
In Österreich sind wir etwa zehn Jugendliche die offizielle Mitglieder von V-TAG Österreich sind. Unser Ziel ist es, monatlich mindestens eine öffentliche Aktion zu starten. Parallel dazu engagieren wir uns kontinuierlich in Fundraising-Aktivitäten, Workshops und Gesprächen mit Medien und Politiker*innen. Zu diesem Zweck treffen sich die Mitglieder regelmäßig persönlich. Darüber hinaus findet monatlich ein digitales Treffen mit den V-TAG-Gruppen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich statt.
Einmal im Jahr organisiert V-TAG ein mehrtägiges Europa-Treffen, bei dem alle V-TAG-Vereine aus ganz Europa zusammenkommen, um ihre jeweiligen Strategien zu besprechen. Im Oktober 2023 versammelten sich die V-TAG-Vereine in Frankfurt. Zusätzlich zu diesen Treffen gibt es regelmäßige Seminare, wie eine UN-Einführung in Genf, und V-TAG nimmt aktiv an den verschiedenen Tibet-bezogenen Konferenzen teil. Ebenso findet in Dharamsala, Indien, jährlich das International Tibetan Youth Forum statt, wo alle V-TAG-Vereine aus der ganzen Welt zusammenkommen.
In Deutschland steht V-TAG vor der Herausforderung der Zerklüftung der Tibetischen Gemeinschaft, wodurch regelmäßige Treffen für Mitglieder erschwert werden, im Gegensatz zu Österreich, wo die Tibetische Gemeinschaft hauptsächlich in Linz und Wien ansässig ist. Trotz dieser Hindernisse leisten die wenigen deutsch-tibetischen Mitglieder einen bedeutenden Beitrag. So haben sie beispielsweise das V-TAG Europa-Treffen in Frankfurt organisiert und stellen Informationsmaterial zu den Zwangsinternaten für V-TAG Österreich zur Verfügung.
Die positive Nebenwirkung: Tibetische Jugendliche in Österreich finden zusammen, lernen über ihre Kultur und setzen ihre Fähigkeiten ein, um auf internationaler Ebene für Tibet einzutreten. Trotz der Herausforderungen spüren wir, dass sich etwas verändert. In diesem Sinne: Free Tibet und Bhod Gyalo!
Last modified: 7. Mai 2024