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Anti-asiatischer Rassismus in Deutschland: Lange Tradition, die verlernt werden muss

01/2024 • Brennpunkt Tibet • Fünf Fragen

30. April 2024

Sina Schindler, Projektkoordinatorin bei korientation, erklärt anti-asiatischen Rassismus, dessen Zunahme während der Pandemie und die Bedeutung von differenzierter Kommunikation.

INTERVIEW VON DAVID MISSAL

Du setzt dich bei korientation gegen anti-asiatischen Rassismus ein. Was ist anti-asiatischer Rassismus?

Der Begriff „anti-asiatischer Rassismus“ hat sich in den letzten Jahren international durchgesetzt, um Rassismuserfahrungen zu benennen, die vor allem Personen machen, denen ein ost- oder südostasiatischer Bezug zugeschrieben wird. Tatsächlich ist der Begriff aber unpräzise, da er sich nur auf einen kleinen Teil asiatischer Identitäten bezieht. Asien erstreckt sich von der Türkei nach Japan und von Timor-Leste nach Russland. Rassismus gegen asiatische Menschen ist Realität und das in den verschiedensten Ausprägungen: etwa anti-muslimischer oder sinophober Rassismus, anti-schwarzer Rassismus oder Antisemitismus gegen jüdische Asiat*innen.

Ein gängiges Stereotyp über ost-und südostasiatische gelesene Menschen ist, dass sie als „gut integrierte“, „stille“ und „unproblematische“ Minderheit gelten, die keinen Rassismus erleben würden. Das entspricht nicht den realen Erfahrungen, aber wenn man das oft genug hört, stellt man diese Erfahrungen oder die eigene Wahrnehmung irgendwann selbst in Frage und redet nicht mehr darüber.

Und das, obwohl „anti-asiatischer“ Rassismus auch in Deutschland eine jahrhundertelange Tradition hat, die aber aus der kollektiven Erinnerung weitestgehend verdrängt ist: Wer weiß schon von den kolonialen Präsenzen Deutschlands etwa in Jiāozhōu – auch Kiautschou genannt – in China? Kaum jemand lernt in der Schule von den Massakern, Vergewaltigungen und Plünderungen, an denen in den Jahren 1900 und 1901 unter anderem 20.000 deutsche Soldaten beteiligt waren. Dabei finden sich Spuren dieser Kolonialverbrechen bis heute im öffentlichen Raum in Deutschland. Auch der Begriff der „Gelben Gefahr“ stammt aus diesem Kontext.

Während des Nationalsozialismus löste die Gestapo bei der sogenannten Chinesenaktion das Hamburger „Chinesenviertel“ auf und verschleppte viele Bewohner*innen in Konzentrationslager. Auch wurden asiatisch-deutsche Menschen in dieser Zeit zwangssterilisiert. Seit 1980 wurden in Deutschland mindestens sieben Menschen mit süd-ost- und ostasiatischen Bezügen Todesopfer rassistischer Gewalt. 1991 und 1992 gab es die Pogrome in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen.

Während der Corona-Pandemie hat Rassismus gegen asiatisch gelesene Menschen auch noch einmal stark zugenommen. Was ist hier passiert?

Mit Beginn der Pandemie wurde in der Berichterstattung darüber sehr oft mit einem diskriminierenden und kulturalisierenden Framing und mehrdeutigen, klischeebeladenen und unsachlichen Text-Bild-Verknüpfungen gearbeitet. Es wurde zudem immer wieder bildlich und mit Worten auf die kolonialrassistische Erfindung der „Gelben Gefahr“ angespielt, auch von Politiker*innen und anderen reichweitenstarken Akteur*innen.

Parallel dazu haben die Zahl und das Ausmaß an verbaler und körperlicher Gewalt gegenüber ost- und südasiatisch gelesenen Personen stark zugenommen. Bei der Bundesantidiskriminierungsstelle sind im Mai 2020 dazu 58 Beratungsanfragen zu Diskriminierungserfahrungen aus rassistischen Gründen eingegangen – besonders von Personen, denen eine asiatische Herkunft zugeschrieben wurde. Die Erfahrungen reichten von verbalen und körperlichen Attacken zur Verweigerung von medizinischen Behandlungen oder Dienstleistungen bis zu Bedrohungen durch Hassbotschaften am Arbeitsplatz und Wohnort. Auch Fälle von institutionellem Rassismus wurden gemeldet: zum Beispiel durch Racial Profiling, also Polizeikontrollen auf Basis von stereotypisierenden Annahmen und äußerlichen Merkmalen. Wir sehen da einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Berichterstattung und dem entfesselten, rassistischen Verhalten, das sich gegen diese Personen gerichtet hat.

Warum ist es wichtig, dass sich die ganze Gesellschaft mit solchem antiasiatischen Rassismus befasst?

Weil wir in einer diversen Gesellschaft leben, asiatische Menschen sind ein Teil davon und leben seit vielen Generationen hier. Bei der Tibet Initiative arbeitet Ihr auch zu und mit asiatischen Menschen – ich denke, da gehört ein Verständnis von Rassismus, den asiatische Menschen erleben, unbedingt dazu. Nur wenn wir die verschiedenen Formen und Folgen von Rassismus besser verstehen, können wir wirkungsvoll daran arbeiten, Rassismus nicht zu reproduzieren und aktiv zu verlernen.

Wir arbeiten bei der TID zu Menschenrechtsverbrechen der chinesischen Regierung. Dabei üben wir scharfe Kritik am chinesischen Regime. Was ist bei der Kommunikation hierzu wichtig?

Auch hier ist es wichtig, diese Kritik präzise zu formulieren und möglichst genau zu benennen, wer für die Verbrechen verantwortlich ist – und auf Begriffe und Bilder zu verzichten, die verallgemeinern oder stereotypisieren. Zum Beispiel kann man von der „chinesischen Regierung“ sprechen, wenn diese gemeint ist, anstatt von „China“ oder den „Chines*innen“ im Allgemeinen. Auf sprachlicher Ebene lässt sich damit auch der Raum für all diejenigen Chines*innen erhalten, die dem Regime kritisch gegenüberstehen, insbesondere wenn der Raum für sie in der Realität kleiner wird.

Die chinesische Regierung spricht teils auch von Rassismus, wenn es um berechtigte Kritik oder schlicht freie Meinungsäußerung geht. Oder sie nutzt – berechtigte wie unberechtigte – Rassismus-Vorwürfe, um die chinesische Diaspora für sich zu vereinnahmen. Wie sollten wir damit umgehen?

Das Instrumentalisieren von Rassismus ist hier eine Strategie, um Kritik oder das Sprechen über unerwünschte Themen zu unterbinden. In dieser Logik sind dann ausschließlich zwei Positionierungen möglich: Entweder man übt Kritik und ist automatisch ein*e Rassist*in – oder man zensiert sich selbst, dann hat sich aber auch der Rassismusvorwurf erledigt.

Die Realität ist aber komplexer als diese beiden Seiten, und verschiedene Wahrheiten können nebeneinander existieren. COVID-19 ist nach aktuellem Erkenntnisstand zuerst in Wuhan entdeckt worden, Rassismus gegen ost-und südostasiatische Menschen hat im Zusammenhang mit der Pandemie eine neue Dimension erlangt, und die chinesische Regierung ist für diese Menschenrechtsverbrechen verantwortlich.

Wichtig ist ein differenzierter Umgang damit und zu erkennen, dass diese Entweder-Oder-Logik ein Trick ist, der womöglich einfache Antworten bietet – aber letztlich ablenkt und handlungsunfähig macht. Ich finde das selbst total herausfordernd, vor allem, wenn man in der Konsequenz mit Repressionen rechnen muss. Aber ich denke, im Kampf für Menschenrechte ist es wichtig, diese verschiedenen Facetten anzuerkennen und nicht gegeneinander auszuspielen.

Sina Schindler arbeitet als Projektkoordinatorin bei korientation, einem Netzwerk für asiatisch deutsche Perspektiven mit Sitz in Berlin. Mehr Infos gibt es unter www.korientation.de oder auf Instagram @korientation.

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Last modified: 2. Mai 2024

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