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Zu Fuß von München nach Tibet

03/2021 • Brennpunkt Tibet • Verschiedenes

1. November 2021

Stephan Meurisch läuft zu Fuß von Deutschland nach Tibet. Sein altes Leben lässt er hinter sich. Über einen, der nicht mehr warten wollte, über sich hinauszuwachsen.

VON CHUNG EUN LEE

Mit 31 Jahren entscheidet sich Stephan Meurisch loszulaufen. Tibet ist sein Ziel. Zu Fuß und ohne Geld will der Abenteurer 13.000 Kilometer von München nach Tibet zurücklegen. Geplant dafür sind zwei Jahre, am Ende werden es vier. Auf die Frage, warum gerade Tibet, entgegnet Stephan ehrlich und schlicht, dass er da schon immer mal hinwollte und nach einem Blick auf die Weltkarte festgestellt hat, dass Deutschland und Tibet 13 Länder trennen. Eine gute Zahl, so findet er. Denn seine Neugier kennt keine Grenzen.

Er kündigt seinen Job, löst seine Wohnung auf und entscheidet sich, ohne einen Cent aufzubrechen. Einen Tag nach seinem Geburtstag geht es los. Beim Aufbruch in die Ungewissheit sei ihm das Herz in die Hose gerutscht, erinnert sich Stephan. Eine rote Linie als Reiseroute in eine Karte zu zeichnen, sei eine Sache. Als aber sein schwerer Rucksack auf seinen Schultern drückt, Familie und Freunde sich verabschieden und er sich kurz vor seinem ersten Schritt einer mehrjährigen Fußreise wiederfindet, verlässt den Abenteurer der Mut. Am Ende sind es die vielen Zusprüche, die seine Selbstzweifel besiegen und ihn aus München hinaustragen.

Die ersten Wochen in Indien sind geprägt von endlosen Stunden auf dem Klo. Stephan ist gezeichnet von der Hitze, dem Lärm, dem Gestank und dem Chaos. Es ist eine Prüfung, an der er fast zerbricht. Er will seine Reise beinahe abbrechen.

Sein eigenes Zelt muss er nur zwölf Mal aufschlagen. Die Gastfreundschaft, die er überall erfährt, ist schier unfassbar. Er begegnet Menschen, die ihn mit offenen Armen willkommen heißen, ihm zu essen und zu trinken geben, alles mit ihm teilen. Geplant waren zu Beginn seiner Reise 16 Kilometer am Tag. Zum Glück kam alles anders! Das Ankommen war nicht mehr wichtig, stattdessen ging es ums Unterwegs-Sein. Die ersten drei Wochen in Indien sind geprägt von endlosen Stunden auf dem Klo. Stephan ist sichtlich gezeichnet von der Hitze, dem Lärm, dem Gestank und dem Chaos. Indien verlangt ihm alles ab. Es ist eine Prüfung, an der er fast zerbricht. Er will seine Reise beinahe abbrechen: „Nun bin ich schon drei Jahre unterwegs und hier an meinem absoluten Tiefpunkt. Ich reise in ein Land, um seine Kultur und seine Menschen kennenzulernen und um Freude daran zu haben. Warum soll ich in diesem Land bleiben, mit dem ich nicht klarkomme?“ Es gibt keinen, der ihn zwingt, weiterzugehen. Und da findet Stephan eine Lösung, sie heißt: Akzeptanz. Mit dieser grundlegenden Entscheidung, Dinge so zu lassen, wie sie sind, eröffnen sich ihm ganz neue Erfahrungen. Indien wird plötzlich schön. Dort habe er am meisten gelernt.

Je näher er seinem Ziel Tibet kommt, umso mehr versucht er, die Ankunft hinauszuzögern. Am Ende aber hat Stephan kein schlechtes Gefühl. Er hat Wort gehalten, sein Versprechen gegenüber sich selbst, seiner Familie und seinen Freunden eingelöst. In Tibet ist er jedoch gezwungen, die Möglichkeit, sich frei zu bewegen und auszudrücken, auf einen Schlag abzugeben – er kann das Land nur per organisierter Tour betreten. Er ist von Tibet enttäuscht, findet, was er nicht gesucht hat – betreutes Reisen inklusive. Dabei wird Stephan von einer touristischen Attraktion zur nächsten gepeitscht, routiniert und nach genauen Vorgaben. Spontane Entscheidungen finden keinen Platz. Es werden Kulissen mit Freizeitpark-Charakter vorgeführt. Der mächtige Potala-Palast präsentiert sich ihm als intaktes historisches Gebäude. Doch durch die leeren Räume der ehemaligen Residenz des Dalai Lama zu wandeln, reizt Stephan wenig. Für ihn ist der Palast kulturell eine Ruine – er ist tot.

Er will Menschen treffen, wissen, wie sie leben und denken, und von ihren Träumen erfahren. Unmöglich, wird Stephan schnell klar, die nächste Sehenswürdigkeit wartet schon. Es sind sieben sehr einsame Tage in Tibet, auch wenn oder gerade weil seine Reiseleiterin ihm kaum von der Seite weicht: „In keinem anderen Land auf dieser Reise habe ich mich so einsam gefühlt.“ Tibet hat ihm jedoch eine unvergessliche Reise beschert. Er sei durch eine Welt gezogen, die oft nicht dem Zerrbild der Medien entspricht. „Wir sollten viel stärker die Gemeinsamkeiten betonen, statt die Unterschiede hervorzuheben“, sagt der Weltenbummler. „Am Ende sind wir alle nur Menschen, die dieselben Ängste miteinander teilen und den Wunsch nach einem friedvollen Leben haben.“

Stephan, der die letzten Jahre zahlreiche Kulturen kennenlernen durfte, der auf Menschen unmittelbar zugegangen ist, sich mit ihnen ausgetauscht hat, habe durch Tibet gelernt, dass die Möglichkeit, sich mit einem anderen Menschen von Angesicht zu Angesicht nach Belieben unterhalten zu können, ein großes Geschenk ist. Ihm wird auch bewusst, wie wichtig seine Zeit in Nordindien bei den Exil-Tibetern war. Dort führte er wahre Gespräche, es wurden ihm einzigartige Einblicke in die tibetische Kultur geboten. Sein Besuch in Dharamsala hätte völlig ausgereicht, um die tibetische Kultur kennenzulernen. Dies kann er auf das jetzige Tibet übertragen und sich aus beiden Erfahrungen ein Tibet vorstellen, wie es ohne die chinesische Okkupation sein könnte.

Wieder zu Hause, weiß Stephan heute, dass das Wunder von Tibet auch vor seiner Haustür liegen kann. Er wagte es, über den eigenen Tellerrand zu schauen, und fand, was er gesucht hatte, nämlich Verbundenheit, sei es durch zwischenmenschliche Begegnungen oder den ehrlichen Kontakt zu sich selbst. Er lernte seine Bedürfnisse kennen, sie zu kommunizieren und nachzufragen, wenn er etwas nicht weiß. Das langsame Gehen habe ihm ermöglicht, Land und Leute wirklich kennenzulernen. Es sei wichtig, sich seine eigene Meinung über ein Land zu bilden. Und auch das möchte Stephan uns mitgeben: „Folge deinen Impulsen, gehe los, plane nicht zu viel, lass die Dinge auf dich zukommen.“ Vier Jahre ist Stephan Meurisch unterwegs, bis er sein Ziel Tibet erreicht.


Seine Reise erzählt Stephan Meurisch nicht nur im Buch „Ich geh dann mal nach Tibet: 13.000 km, 13 Länder, 0 Budget“ vom Knesebeck Verlag, sondern er gibt seine Erfahrungen auch auf Vorträgen, Lesungen und Workshops weiter. Mehr Infos auf seiner Website.

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Last modified: 16. August 2022

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