Große Empörung Ende Oktober 2021: Auf Druck von China wird eine Vorstellung des neuen Buches „Xi Jinping – Der mächtigste Mann der Welt“ von Stefan Aust und Adrian Geiges in zwei Konfuzius-Instituten abgesagt. Wie konnte das passieren?
VON IRIS LEHMANN
Unbehelligt fanden zunächst zwei Lesungen mit Geiges und Aust mit zwei Konfuzius-Instituten am 24.09.2021 in Leipzig und dann am 26.10.2021 in Freiburg statt. Einen Tag später sollte es eine Online-Lesung und Diskussion mit Prof. Nele Noesselt geben, gemeinsam organisiert von dem Konfuzius-Institut Metropole Ruhr und dem Leibniz-Konfuzius-Institut Hannover (LKIH). Doch das wurde kurz zuvor verhindert: Laut RND soll in Hannover die Tongji-Universität Shanghai, offiziell Partneruniversität des LKIH, interveniert haben, in Duisburg sogar der chinesische Generalkonsul aus Düsseldorf. Wie Geiges dem NDR berichtete, sei der Grund für die Absage der Kult um Xi Jinping. „Er sei unantastbar – es dürfe nicht über ihn als normalen Menschen gesprochen werden.“
Am 25.10. gaben die betroffenen Universitäten Duisburg Essen (UDE) und die Leibniz Universität Hannover (LUH) ihre Stellungnahmen heraus: Sie seien weder in die Planung noch die Absage der Veranstaltung involviert gewesen. Sie stünden für „kritischen Diskurs und offenen Austausch“ und würden jeglichen „Versuch der politischen Einflussnahme… strikt zurückweisen“. Beide Unis luden die Autoren zu Buchbesprechungen bei ihnen ein. Die Uni Hannover fügte hinzu, dass sie die weitere Zusammenarbeit mit dem LKIH überprüfen wolle.
Der UDE gelang es, sogar noch für den 27.10. eine Online-Veranstaltung mit Aust und Geiges in ihrem Institut für Ostasienwissenschaften zu organisieren. Nach einleitenden Worten von Ulrich Radtke, Rektor, und Thomas Wittek, Ressortleiter Presse, übernahm Volker Stanzel, ehemaliger Botschafter in China, die Moderation. Mehr als 500 Zuhörer nahmen teil.
Kurz darauf forderte die damalige Bundesbildungsministerin Karliczek alle Hochschulen auf, ihre Kooperationen mit den Konfuzius-Instituten zu überprüfen.
An der LUH sollte es dann am 1. Dezember die entsprechende Veranstaltung in Präsenz geben, die aber coronabedingt erneut abgesagt wurde. Nun fand diese Buchpräsentation am 27. April statt.
Nach der Eröffnung der ersten beiden Konfuzius-Institute in Deutschland 2006 sind bis heute 17 weitere dazugekommen. Auch nach einer Neustrukturierung 2020 unterstehen sie dem chinesischen Bildungsministerium, sind aber hier bei uns als gemeinnützige Vereine organisiert und mit Kooperationsverträgen an Hochschulen angebunden. Hinzu kommen drei „Confucius Classrooms“ an Gymnasien.
Kritik an den Konfuzius-Instituten gibt es schon länger. Das Wichtigste: Propaganda und Spionage für den chinesischen Staat, Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit, Ausschluss von Themen wie Demokratie, Menschenrechte, Tibet und Taiwan.
Inzwischen haben die Universitäten Düsseldorf und Hamburg ihre Kooperation mit den jeweiligen Konfuzius-Instituten eingestellt. Die Uni Hannover hat im Februar eine externe Expertin beauftragt, die weitere Zusammenarbeit mit dem LKIH zu evaluieren.
Im März 2021 stellte die FDP im Bundestag den Antrag, die Kooperation von Hochschulen und Konfuzius-Instituten zu beenden. Die neue Bildungsministerin Stark-Watzinger und der neue Staatssekretär Jens Brandenburg, damals Mitunterzeichner, sollten nun umgehend ihren Antrag umsetzen.
Last modified: 16. August 2022