
Tenzin Youdon hat einen weiten Weg hinter sich: Geboren in Nepal, aufgewachsen in Indien und nun in Deutschland. Sie will Tibets Umweltsituation weltweit ins Bewusstsein rücken. Die Studentin und Aktivistin erzählt von ihrem Leben zwischen Heimat, Identität und dem globalen Kampf für Nachhaltigkeit.
VON TENZIN YOUDON
Mein Name ist Tenzin Youdon, und ich lebe seit zwei Jahren in Deutschland. Geboren in Kathmandu, Nepal, und aufgewachsen in Indien, studierte ich an der Delhi University Umweltwissenschaften. Von klein an träumte ich von einem Studium im Ausland – ein Traum, der mit vielen Herausforderungen verbunden war. Der Tag, an dem ich an einer Universität in Deutschland aufgenommen wurde, war die Erfüllung dieses Traumes. Dafür bin ich zutiefst dankbar.
Ich hatte schon immer ein Bewusstsein für Umweltkrisen, mit denen unsere Welt konfrontiert ist. Dies stammt aus meiner tiefen Verbindung zu Tibet – einem Land, das oft als „Dritter Pol“ bezeichnet wird und als Quelle vieler großer Flüsse. Die Wasserkrise in Tibet betrifft die Länder der gesamten Region. Der Schutz dieser empfindlichen Umwelt hat enorme globale Auswirkungen. Es ist meine Lebensaufgabe geworden, Bewusstsein für Tibets Umwelt zu schaffen. In 2021 machte ich ein Praktikum am „Tibet Policy Institute“ in Dharamsala. Dort veröffentlichte ich einen Forschungsartikel über die Umweltauswirkungen der Tso-ngon–Lhasa- Bahnstrecke, ein Projekt mit tiefgreifenden ökologischen Folgen.
Diese Erfahrung hat mein Verständnis für das komplexe Zusammenspiel von Entwicklung und Nachhaltigkeit gefestigt. Derzeit studiere ich an der Universität Duisburg-Essen Management und Technologie von Wasser und Abwasser. Als einzige Tibeterin in meinem Studiengang sehe ich es als meine Verantwortung, meine Kommilitonen über die einzigartige Geschichte, Kultur und Umwelt Tibets aufzuklären. Obwohl dies nicht immer einfach ist, nehme ich diese Rolle mit Stolz und Entschlossenheit an. Das Leben in Deutschland ist für mich eine transformative und augenöffnende Erfahrung. Es hat mein Bewusstsein für Nachhaltigkeit, die Umwelt und Freiheiten, die viele als selbstverständlich ansehen, vertieft. Gleichzeitig hat es die Herausforderungen eines Lebens als Staatenlose verdeutlicht.
„Es ist meine Lebensaufgabe geworden, Bewusstsein für Tibets Umwelt zu schaffen“
Als Tibeterin im Exil muss ich oft meine Situation erklären – eine Aufgabe, die sowohl stärkend als auch herausfordernd sein kann. Diese Erfahrungen haben mich dazu getrieben, aktiv zu werden – aus einem tiefen Pflichtgefühl meiner Heimat gegenüber. Derzeit bin ich eine der Leiterinnen der Sektion „Rewa“ in Deutschland, einem Zweig des Vereins Tibeter Jugend Europa (VTJE). Ich nehme an Demonstrationen und Veranstaltungen teil und fördere die Vernetzung von jungen Tibetern in ganz Deutschland. Obwohl mein Vollzeitstudium und zusätzliche Arbeit es manchmal schwierig machen, engagiere ich mich, die Einheit unter den Tibetern zu stärken. Ich möchte Menschen zusammenbringen, um bedeutungsvolle Aktionen für Tibet zu leisten. Mein Weg ist geprägt von Widerstandskraft, Leidenschaft und Hoffnung.
Nach meinem Studium möchte ich in Deutschland eine Karriere aufbauen. Die hohe Lebensqualität und Entwicklung bei Umweltinnovationen haben mich zu diesem Entschluss gebracht. Ich möchte das Bewusstsein für die Umwelt Tibets – besonders in seiner Rolle als Wasserquelle Asiens – stärken. Der Umweltschutz in Tibet ist nicht nur eine tibetische Aufgabe, sondern eine globale. Indem ich mich für nachhaltige Praktiken einsetze und zu Umweltlösungen beitrage, hoffe ich, andere zu inspirieren, Tibets Rolle im ökologischen Gleichgewicht der Welt zu erkennen. Gemeinsam können wir für eine Zukunft eintreten, in der die Umwelt Tibets für kommende Generationen bewahrt wird.
Last modified: 9. Mai 2025