Pressemitteilung

BERLIN, 27. APRIL 2021
Die Tibet Initiative Deutschland protestierte heute vor dem ARD-Hauptstudio gegen die Ausstrahlung der Dokumentation „Wildes China“. Diese zeichnet ein realitätsfernes Bild von der Situation in Tibet, wo seit Jahrzehnten gravierende Menschenrechtsverletzungen begangen werden.
Laut ARD handelt es sich bei der Dokumentation um den Teil einer Tierfilmreihe, welche ihren Fokus „naturgemäß nicht auf die politischen Verwerfungen“ lege. Tatsächlich beinhaltet die Dokumentation politisch hochsensible Szenen: Tibetische Nomaden und Mönche üben im Film etwa frei ihre Kultur aus, indem sie die Umwelt in Nationalparks schützen oder Gebetsfahnen auf Bergen hissen.
Diese Szenen stehen im krassen Gegensatz zur Realität in Tibet: Seit Jahrzehnten betreibt die chinesische Regierung Umweltzerstörung und Raubbau an der Natur in Tibet. Im Namen von „Umweltschutz“ siedelte sie Millionen tibetischer Nomad*innen um und nahm ihnen so ihre traditionelle Lebensweise.
Auch die in der Dokumentation gezeigte freie Ausübung des tibetischen Buddhismus entspricht nicht der Realität der Mönche und Nonnen in Tibet: Die Kommunistische Partei Chinas trägt seit Tibets Besetzung 1951 zur systematischen Zerstörung von Religion und Kultur in Tibet bei. Erst diesen Monat durchsuchten Polizeitruppen ein tibetisches Dorf, um Fotos des Dalai Lama zu konfiszieren. Brisant: Das Dorf befindet sich nicht unweit eines in der ARD-Dokumentation gezeigten Nationalparks. Bei dem Dorf handelt es sich um den Heimatort des 19-jährigen Mönches Tenzin Nyima, welcher im Januar von Behörden zu Tode gefoltert wurde, nachdem er sich für die Freiheit von Tibet ausgesprochen hatte.
Wie hart das Vorgehen gegen Religion in Tibet ist, macht auch das Beispiel des Panchen Lama deutlich: Das zweitwichtigste geistliche Oberhaupt Tibets wurde 1995 im Alter von sechs Jahren von der chinesischen Regierung samt Familie entführt. Am 25. April 2021 wäre er 32 Jahre alt geworden. Bis heute ist er verschwunden.
„Wildes China“ wurde in Kooperation mit dem chinesischen Staatssender CCTV und der BBC produziert und soll nach Erstausstrahlung im NDR für ein Jahr in der ARD-Mediathek zugänglich sein.
„Dass die ARD diese Art von verschleierter chinesischer Propaganda im deutschen Fernsehen zulässt, ist ein Schlag ins Gesicht aller Tibeter*innen, die unter der chinesischen Diktatur leiden. Staatspropaganda im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist nicht akzeptabel: Deutsche Beitragszahler*innen haben ein Recht auf wahrheitsgemäße Berichterstattung“, sagte die Kampagnenreferentin bei der Tibet Initiative.
In den vergangenen Wochen hatte die Tibet Initiative gemeinsam mit der Gesellschaft für bedrohte Völker zwei Briefe an NDR und ARD geschrieben, in welcher sie die Dokumentation kritisierte. Die zuständigen NDR-Redaktionsleitung zeigte für die kritische Auseinandersetzung mit dem Film keinerlei Verständnis. Auf die Forderung, die Dokumentation aus der ARD-Mediathek zu entfernen oder diese als Staatspropaganda zu kennzeichnen, ging der NDR nicht ein.
Weitere Informationen:
https://www.tibet-initiative.de/verdrehte-fakten-ndr-dokumentation-wildes-china-zeigt-chinesische-staatspropaganda-ueber-tibet/
Kontakt:
Tibet Initiative Deutschland e.V.
+ 49 30 42 08 15 24
Last modified: 6. September 2024