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Was uns im Konfuzius Institut über Tibet erzählt wurde

Kampagnen • München

22. Mai 2015

Eine Zusammenfassung eines Vortrags vom 22.05.15

Die Chinesische Sicht auf das Tibet Problem

„Der chinesische Weg ist der richtige und wir werden auch nicht von ihm abweichen, wenn noch so viele Menschen ihn kritisieren.“ Mit diesen unmissverständlichen Worten beendete der Tibetologe Professor Hao Shiyuan am 20. Mai seinen Tibet-Vortrag in München. Die Propagandaveranstaltung wurde vom Konfuzius Institut München im Künstlerhaus am Lenbachplatz veranstaltet.

Das Konfuzius Institut gibt es in München seit 6 Jahren. Neben Sprachkursen bietet das von der chinesischen Regierung gesteuerte Institut auch Vorträge und Diskussionsabende an. Diese dienen dazu, die oft kritisierte Menschenrechtssituation im „Reich der Mitte“ im Westen zu rechtfertigen. Mit seinem Namensgeber hat das Institut leider nur noch wenig Überschneidungspunkte: man könnte kaum behaupten, dass die aggressive Tibet-Politik irgendetwas mit der von Konfuzius geforderten Harmonie zu tun hat.
Nichtsdestoweniger zählt auch die Stadt München zu den Kooperationspartnern. Der ehemalige OB Ude ist sogar Förderer des Instituts.

Professor Hao Shiyuan betonte in seinem Vortrag „Kultureller und historischer Hintergrund der Autonomie-Region Tibet“, dass China nach dem Prinzip der regionalen Autonomie regiere: es gäbe über 50 ethnische Minderheiten neben den Han-Chinesen, von denen einige nach diesem Prinzip an China angegliedert wären. Dadurch würde die Gleichheit der Nationalitäten gewährleistet. Ob die Gleichheit nicht vielmehr darin bestünde, jeder Minderheit das Recht auf Selbstbestimmung zuzugestehen, bleibt fraglich.

Als der Tibetologe zu Beginn seines Vortrags davon sprach, dass er die verschiedenen Meinungen zu der Zeit in Tibet vor 1950 aufzeigen möchte, bestand noch die Hoffnung auf einen objektiven Vortrag. Wenig später wurden dann aber die beiden Ansichten mit den Begriffen Wahrheit und Lüge tituliert.
China sieht das Tibet von vor 1950 als eines rückständigen Land an, bei dem 95% der Bevölkerung aus Leibeigenen bestand. Die westliche Sicht sei eine verklärte von einem angeblichen Paradies auf Erden. Als Quelle für die schlimmen Zustände im Tibet des frühen 20. Jahrhunderts wurde der britische Journalist Edmund Candler herangezogen. Candler veröffentliche in den 20er Jahren das Buch „The Unveiling of Lhasa“. Dort habe er die tibetische Gesellschaft als rückständig bezeichnet. Weitere Quellen werden nicht benannt. Mit einer spitzen Bemerkung bedauerte der Referent, dass der Westen nun nicht mal mehr auf seinen „eigenen“ Forscher Glauben schenke.

In der weiteren Ausführung beschreibt Professor Hao Shiyuan, wie nach Gründung der Volksrepublik Chinas eine demokratische Reform in Tibet stattgefunden habe. Auch unter den Tibeter*Innen sei der Wunsch nach Reformen gewachsen. Nur die Oberschicht habe um seine Machtansprüche nicht aufgeben zu müssen eine Rebellion angezettelt, zu der sich dann auch der Dalai Lama geschlagen habe. Professor Hao verglich die Unabhängigkeitsbestrebungen und die Kämpfe in Tibet mit dem Bürgerkrieg der USA. In Tibet und im Süden der USA habe es Sklaverei gegeben, beide hätten sich unabhängig erklärt und beide seien rechtmäßig von China bzw. den USA „befreit“ worden. Ein Vergleich, der nicht nur offensichtlich hinkt, sonder auch bei vielen Zuhörer*Innen zu Unmut führte. Der Aufforderung des Tibetologen, nicht mit zweierlei Maß zu messen, wollten die aufgeklärten Gäste nicht ohne weiteres nachkommen.

Unbeirrt führte Professor Hao Shiyuan jedoch weiter aus, dass das Beseitigen der alten Ordnung durch die chinesische Regierung zu befürworten sei. Die Behauptung, das paradiesische „Shangri-La“ sei dadurch zerstört worden entspräche nicht den Tatsachen. Man spüre in dieser Behauptung die Ideologie des kalten Kriegs.

Gegen Ende seines Vortrags betonte der chinesische Tibetologe, dass China auf dem Weg zu einem modernen Staat sei. Der mittlere Weg, der vom Dalai Lama vorgeschlagen wurde, sei nicht der Weg der chinesischen Regierung und daher keine Option.

Neben dem politischen Vortrag von Professor Hao Shiyuan stand ein Vortrag von Herrn Duo Erji mit dem Thema „Traditionspflege und Entwicklung der tibetischen Kultur“ auf dem Programm. Der Referent berichtete von einem Projekt, das den buddhistischen Kanon (Ganyur und Danyur; Zitate Sakyamuni und deren Auslegung und Kommentare) in einer großen Sammlung zusammengetragen hat. Dieser zweite Teil fiel sehr viel kürzer aus, wodurch ein eindeutiger Schwerpunkt auf das politischen Thema gelegt wurde.

Bei der anschließenden Fragerunde zeigte sich, dass das Publikum durchaus kritisches gegenüber dem Gesagten war. Bereits in der ersten Frage wurde auf den empörenden Vergleich zwischen der Machtergreifung Chinas in Tibet und dem Bürgerkrieg in den USA Bezug genommen. Speziell da es den Südstaaten in den USA jederzeit möglich gewesen wäre ein Abspaltung durchzuführen, eine Möglichkeit die es für Tibet nicht gibt. Herr Professor Hao Shiyuan milderte seinen Vergleich ab, indem er bekannte, dass die chinesische Geschichte verschieden von der amerikanischen wäre, aber es könnten dennoch Parallelen gezogen werden.

Eine Zuhörerin bezog sich in ihrer Frage auf die Aussage von Professor Hao, dass Respekt gegenüber der Kultur – und vor allem auch gegenüber der politischen Kultur – wichtig sei. Sie kritisierte, dass dieses Prinzip des Respekts gegenüber den tibetischen Nomaden offensichtlich nicht gelte. Bei der gewaltsamen Zwangsansiedlung sei keinerlei Respekt gegenüber der Kultur ersichtlich. In seiner Antwort erwiderte Herr Professor Hao Shiyuan, dass die Gleichheit der Tibeter*Innen und Chines*Innen Ziel der dortigen Politik sei und „wenn in China besondere Vorkommnisse passieren, das nichts merkwürdiges ist […] Einzelfälle sollten nicht in den Vordergrund gestellt werden“. Diese Aussage ist umso empörender als 45% der Tibeter*innen als Nomaden lebten – da kann man wohl kaum von Einzelfällen sprechen.

„Warum lässt man nicht die Tibeter entscheiden, ob sie Teil Chinas bleiben wollen? Wenn die Politik Chinas so gut ist, wäre das doch eigentlich keine Gefahr.“ Das war eine provokante Anmerkung, die aus dem Publikum mit Applaus bedacht wurde. Eine weitschweifige Ausführung, bei der die Unabhängigkeitsbestrebungen von Schottland und Katalonien herangezogen wurden, mündete in einem platten Heranziehen der chinesischen Verfassung, die besagt, dass alle Provinzen zum chinesischen Hoheitsgebiet gehören. Unabhängigkeitsbestrebungen würden im Westen bewundert, aber nicht in China und stünden nicht zur Debatte.

Kurios wurden die Antworten, als das Thema Staudämme und deren Auswirkungen auf die umliegenden Länder angesprochen wurden. Professor Hao Shiyuan behauptete, dass Tibet seit 2006 ein Naturschutzgebiet sei und es keine Pläne gäbe, Staudämme zu bauen. Ein Schriftsteller, der zu diesem Thema ein Buch geschrieben und vor Ort Recherche betrieben hat, bemerkte irritiert, dass Staudämme und Minen vor Ort in Tibet gesehen wurden und auch chinesische Quellen davon im Internet berichten. Darauf musste Professor Hao Shiyuan zugeben, dass es doch Minen und Staudämme gäbe, diese jedoch unter staatlicher Aufsicht stünden bzw. eventuell sogar illegal betrieben und schnellstmöglich geschlossen werden würden. Die Staudämme seien nur für die lokale Stromversorgung nach dem Prinzip: „An dem Berg, an dem man lebt, von dem will man auch leben.“ Dass auch Zentralchina mit Strom aus dem Himalaya versorgt werden soll, hat der Tibetologe abgestritten. Die anschließende Lobeshymne an die wachsende Wirtschaft Chinas endete mit einer klaren Forderung: westliche Maßstäbe sollten nicht auf China übertragen werden. Die Frage der Menschenrechte sei eine innere Angelegenheit Chinas – das ist die leider häufige Antwort auf Forderungen von Menschenrechtsaktivist*Innen.

Herr Professor Hao Shiyan ergänzte schließlich auch die Antwort seines Kollegen Herr Duo Erji zur Frage nach der Entwicklung und Verbreitung des Buddhismus in China. Auch hier werden neue Gesetze entstehen, war die Antwort. Sogar in Fragen der Religion behält die chinesische Regierung also das Heft fest in der Hand.

Als Regionalgruppe München der Tibet Initiative ließen wir es uns nicht nehmen, nach der Veranstaltung den Gästen noch Flyer über unsere Sicht auf den Tibet-Konflikt mitzugeben. Die Resonanz der westlichen Gäste war eindeutig: sie waren empört über den Vergleich der Besetzung Tibets durch die chinesischen Truppen mit dem Bürgerkrieg in den USA und die Sklavenbefreiung. Die Gäste hatten eine einseitige Sicht erwartet; waren aber entsetzt über die Aussage, dass es keine Abweichung vom derzeitigen Kurs gebe werde – eine mehr als demotivierende Aussage im Hinblick auf ein Hinwirken in Richtung eines neuen Dialogs zwischen China und Tibet.

Ein Herr zeigte sich sehr erbost, dass sich das Konfuzius Institut in München – das er offensichtlich nur als Vermittler der chinesischen Sprache kannte – für die Propagandazwecke der chinesischen Regierung missbrauche lässt. Diesem Vorwurf muss sich auch die Stadt München stellen, da sie sich als Förderin des Konfuzius Instituts indirekt für zweifelhafte Propagandazwecke einspannen lässt.

Der Abend wurde finanziert vom chinesischen Generalkonsulat München. Die anwesende chinesische Generalkonsulin ließ es sich nicht nehmen auch selbst noch in einigen Sätzen zu bekräftigen, dass es allein logistisch unmöglich wäre, die Tibeter*Innen zu befragen, ob sie Teil Chinas sein möchten. Sie gab sich jedoch aufgeschlossen und betonte, dass das Konsulat in München jederzeit für Interessierte und Fragende offen sei.

Während des kompletten Abends wurden im Übrigen sowohl die Vortragenden als auch das anwesende Publikum gefilmt und fotografiert – eine Tatsache, die einigen Gästen unangenehm auffiel.

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Last modified: 27. Februar 2018

München

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