Stellungnahme der Tibet Initiative Deutschland e.V.
„Sollte die chinesische Regierung die Spiele abbrechen, wäre das für sie eine Blamage. In diesem Fall entlarvt sie sich nur selbst und zeigt der ganzen Welt, dass sie offenbar die Werte anderer Länder nicht akzeptieren und respektieren kann. Die tibetische Nationalmannschaft hingegen würde sich über Freundschaftsspiele sehr freuen. Wir sind froh, dass sich die Fußballvereine und auch der DFB bislang klar hinter das Recht auf Meinungsfreiheit gestellt haben und es nicht gelungen ist, unsere Grundrechte anzugreifen. Wir hoffen, dass davon eine Signalwirkung ausgeht und dass die chinesische Regierung auch bei anderen internationalen Sportereignissen mit ihren Drohgebärden in Zukunft erfolglos bleibt. Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Die Bundesregierung muss dieses Ereignis zum Anlass nehmen, klar Position zu beziehen, und ihre China-Politik kritisch hinterfragen. Sie muss sich klar zu den Menschenrechten in Tibet bekennen. Die tibetische Flagge ist spätestens jetzt ein international bekanntes Symbol gegen Unterdrückung und für Menschenrechte geworden“, sagt Nadine Baumann, Geschäftsführerin der Tibet Initiative Deutschland.
Stellungnahme von Golog Jigme, ehemaliger politischer Gefangener
„Eigentlich ist Fußball ein wichtiger Sport, den auch ich und viele Tibeter begeistert verfolgen! Aber die chinesische U20-Nationalmannschaft repräsentiert einen autoritären Staat, der uns Tibeter unterdrückt. Das chinesische Außenministerium nennt die Tibeter, die ihre Flagge in Mainz gezeigt haben, Terroristen. Terroristisch ist, wenn man unschuldige Menschen verfolgt, inhaftiert und mit Waffengewalt unterdrückt. Deshalb ist meines Erachtens die chinesische Regierung terroristisch. Die tibetische Flagge ist das Symbol unserer Identität, mit der wir der Welt und vor allem China lautstark sagen, auch Tibet ist Teil der Weltgemeinschaft, und wir wollen mit politischer Selbstbestimmung in unserem Land leben. Wir Tibeter achten nicht nur Werte wie Meinungsfreiheit, wir müssen sogar immer noch dafür kämpfen. Jetzt, wo die chinesische Nationalmannschaft überlegt abzureisen, ist es mein Vorschlag an die deutschen Fussballklubs, dass die tibetische Nationalmannschaft vom Exil eingeladen wird, um Spiele im Sinne der Freundschaft und Völkerverständigung abzuhalten“, sagt Golog Jigme.
Golog Jigme ist ein tibetischer Mönch und Filmemacher, der wegen des Dokumentarfilms Leaving Fear Behind, den er 2008 gemeinsam mit Dhondup Wangchen gedreht hatte, mehrfach inhaftiert und schwer gefoltert wurde. Golog Jigme ist derzeit mit der Tibet Initiative auf Deutschlandtour und berichtet über seine Erlebnisse in der Haft und über die aktuelle Lage in Tibet. www.tibet-initiative.de/golog-jigme
Gerne vermitteln wir Ihnen auch ein Interview mit Golog Jigme.
Last modified: 7. Dezember 2017