TID ruft zu Telefonaktion an die Chinesische Botschaft auf
Berlin, 16. Mai 2015. Seit 20 Jahren ist Gedhun Choekyi Nyima, besser bekannt als der 11. Panchen Lama, verschwunden. Am 17. Mai jährt sich der Tag, an dem der damals 6-Jährige und seine Familie von chinesischen Sicherheitskräften verschleppt wurden. Der Aufenthaltsort und Gesundheitszustand des ranghöchsten tibetischen Geistlichen nach dem Dalai Lama sind unbekannt. Die Tibet Initiative Deutschland e.V. (TID) protestiert gegen diese beispiellose Menschenrechtsverletzung und ruft mit einer Aktion dazu auf, telefonisch bei der Chinesischen Botschaft nachzufragen: „Wo ist der Panchen Lama?“.
„Eine Politik, die einen Menschen 20 Jahre verschwinden lässt, ist menschenverachtend. Der neue Präsident Chinas, Xi Jinping, hat die Macht, diese Politik zu verändern. Die Verschleppung von Gedhun Choekyi Nyima ist ein Verbrechen. Wir müssen dafür sorgen, dass es endlich aufgeklärt wird“, sagt Wolfgang Grader, Vorsitzender der Tibet Initiative Deutschland.
Der 11. Panchen Lama galt lange Zeit als der jüngste politische Gefangene der Welt. Im September 2000 bekam eine britische Delegation die Nachricht, dass es ihm gut gehe. Auch eine polnische Delegation hatte wiederholt nachgefragt. Ihr wurde im August 2001 erklärt, Gedhun Choekyi Nyima sei wohlauf – Beweisfotos wurden versprochen, kamen jedoch nie bei der Delegation an. Ob der 11. Panchen Lama überhaupt noch lebt, ist unklar.
Mit dem heute 25-jährigen Gyaltsen Norbu erzieht die chinesische Regierung seit 20 Jahren ihren eigenen Panchen Lama.
„Weder die Tibeter noch deren Unterstützer vergessen, dass der offiziell anerkannte Panchen Lama von chinesischen Sicherheitskräften entführt wurde. Daran können auch die Auftritte von Gyaltsen Norbu nichts ändern. Der chinesische Panchen Lama ist eine Marionette, die für Beijings propagandistische Zwecke herhalten muss“, sagt Grader.
Die chinesische Regierung versucht seit Jahren, die Wiedergeburten der tibetischen Lamas zu kontrollieren. Inzwischen erwägt sogar der Dalai Lama aus diesem Grund, auf eine weitere Inkarnation zu verzichten. Damit will er diese Kontrolle verhindern und Kontroversen mit der chinesischen Führung vermeiden.
Die Tibet Initiative Deutschland setzt sich kontinuierlich für Gedhun Choekyi Nyimas ein und veranstaltet jedes Jahr anlässlich seines Geburtstages am 14. April oder des Jahrestages des Verschwindens am 17. Mai bundesweit Aktionen und Mahnwachen.
Last modified: 24. Oktober 2017