Stellungsnahme der Tibet Initiative Deutschland e. V. zum Besuch der Direktorin des Konfuzius Instituts Dr. Yan Xu-Lackner im Presseclub Nürnberg

Am Abend des 20.10.20 fand eine Online-Pressekonferenz mit Direktorin Dr. Yan Xu-Lackner, Leiterin des Konfuzius Instituts Nürnberg-Erlangen, statt. In dieser von ihr initiierten Pressestunde nahm sie öffentlich Stellung zu den gegenwärtigen sich häufenden Kritikpunkten an Konfuzius Instituten. Dr. Xu-Lackner betonte, dass diese sich sowohl inhaltlich als auch organisatorisch unterscheiden und unabhängig voneinander agieren würden. So versuche man, ein vielfältiges Bild von China in Europa zu präsentieren, jedoch entscheide jedes Institut selbst, wie dieses Bild aussehen solle.
Frau Dr. Yan Xu-Lackner präsentierte sich als offen und liberal, reagierte aber auf kritische Fragen hauptsächlich mit vagen Antworten sowie persönlichen Ansichten. So sei sie persönlich gegen die Verfolgung von Menschen, empfinde die Praktiken von Falun Gong-Anhängern jedoch als sehr mysteriös. Dennoch sehe sie ihre Aufgabe nicht darin, den „Aufbau des Sozialismus“ zu fördern, wie es Konfuzius Instituten oft vorgeworfen wird.
Allgemein reduziert sie die Institute immer wieder auf die Aufgabe der Vermittlung von chinesischer Kultur und Sprache. Dabei erklärte die Direktorin, dass die Anwendung von „Softpower“ im Rahmen der Lehre über die „5.000 Jahre alte Kultur und Geschichte Chinas“ legitim sei. Aktuell fänden Themen wie Tibet, Hongkong und Xinjiang (Ostturkestan) nach Aussage der Direktorin maximal Platz während eines Film Festivals wie das zum Thema „Chinas Ränder“ von 2016.
Mit dieser Haltung wird öffentlich dargestellt, dass die Konfuzius Institute nur einen sehr engen Blickwinkel der chinesischen Kultur mit dem Westen teilen wollen. Die Kulturen und Traditionen der Minderheiten Chinas werden somit auch hier in Deutschland diskriminiert und als nicht relevant angesehen. Man darf nicht vergessen, dass Tibet nach chinesischer Auffassung immer schon ein Teil Chinas gewesen sein soll und somit nach Ansicht der Konfuzius Institute auch in die „5.000 Jahre alte Kultur“ Chinas hineinfallen würde. Aktuell ist Tibets Kultur jedoch vom Aussterben bedroht und die tibetische Sprache wird im eigenen Land nicht gefördert. Die Argumentationen von Dr. Yan Xu-Lackner entsprechen somit absolut der chinesischen Propaganda-Haltung.
Dr. Yan Xu-Lackner betont, dass sie selbst keinen Sinn darin sehe, politische Themen in ihren selbstbestimmten Lehrplänen anzusprechen, vergisst jedoch, dass allein das Schweigen über diese Themen schon ein politischer Akt ist.
Hier das Video zur Pressekonferenz:
Tenzyn Zöchbauer
Geschäftsführerin
Tibet Initiative Deutschland e.V.
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Last modified: 26. August 2021