Kurz vor der 47. Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf traf sich die Tibet Initiative als Teil der Tibet Advocacy Coalition (TAC) zu Gesprächen mit Diplomatinnen aus den Niederlanden, USA und Deutschland. Aufgrund der weiterhin geltenden Corona-Regeln fanden die Treffen nicht in Genf, sondern online statt. Unser Briefing an die Ständigen Vertretungen der drei Länder befasste sich mit dem kürzlich erschienen TAC-Bericht „Assaulting Identity: China’s new coercive strategies in Tibet“ und konzentrierte sich besonders auf das Thema Kinderrechte.
Der Bericht deckt beispiellose Angriffe auf die kulturelle Freiheit tibetischer Kleinkinder bereits ab dem Alter von drei Jahren auf, welche in Kindergärten und später oft auf Internatsschulen von der Kommunistischen Partei gelenkte „patriotische Erziehung“ auf Kosten ihrer eigenen tibetischen Kultur erhalten. Schulunterricht und Kindergartenalltag in tibetischen Regionen finden mittlerweile zum größten Teil auf Chinesisch statt mit der Ausnahme von Tibetisch-Unterricht, den die Kinder in ihrer Muttersprache führen dürfen. Die chinesische Führung bezeichnet diese Strategie euphemistisch als „bilinguale Erziehung“. Sowohl die ideologisch geprägten Lehrinhalte als auch das Wegfallen von Tibetisch als primäre Unterrichtssprache haben tiefgreifende Einwirkungen in die kulturellen Rechte von Tibeter*innen und besonders auch von Kindern und widersprechen somit der UN-Kinderrechtskonvention, welche von China 1992 ratifiziert wurde.
Gemeinsam mit der Hauptautorin und Forscherin des Berichts, Kate Saunders, gaben wir kurz zuvor auch ein Online-Briefing an das Büro der Menschenrechtsbeauftragten Bärbel Kofler im Auswärtigen Amt.
Das Tibet auf der UN-Agenda nicht untergeht, zeigte 2020 eine gemeinsame Erklärung von 50 unabhängigen Expert*innen, welche sich für die Einrichtung eines Beobachter-Mechanismus besonders für die Lage vor Ort in Tibet, Ostturkestan (Xinjiang) und Hongkong aussprachen. In New York erwähnte der deutsche Botschafter Christoph Heusgen letztes Jahr in einer gemeinsamen Erklärung von 39 Ländern seine Besorgnis über Chinas Menschenrechtslage, u.a. auch in Tibet.
Luft nach oben gibt es allemal und wir hoffen, spätestens bei der Menschenrechtsratssitzung im September wieder mit der Tibet Advocacy Coalition in Genf vor Ort sein zu können, damit Tibet bei den Vereinten Nationen mehr Gehör findet!
Last modified: 29. März 2022