Weil seine Suchmaschine in Tibet und China gesperrt ist, plante Google die Entwicklung einer zensierten Suchmaschine speziell für China. Die heftige Kritik an den umstrittenen Plänen war jetzt erfolgreich: Google-CEO Sundar Pichai kündigte an, das Projekt „Dragonfly“ auf Eis zu legen. Das ist ein Grund zur Freude, aber kein Grund zum Nachlassen.

Wie Google-CEO Sundar Pichai am Vorabend der jährlichen Hauptversammlung in einem Interview mit der CNN bekannt gab, verfolgt das Unternehmen keine Pläne mehr, eine zensierte Suchmaschine in China anzubieten. Eine wichtige Voraussetzung für ein solches Projekt sei ein zensurfreies Internet.
Absage ein Erfolg der heftigen Proteste
Google reagiert mit der Absage von Dragonfly auf heftige Kritik von allen Seiten, die seit August 2018 (auch wir berichteten) selbst von den eigenen Mitarbeitern auf das Unternehmen eingeprasselt war. So bezeichnete ein Google-Mitarbeiter die Suchmaschinen-App gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg treffend als „Zensur-Maschine“.
Treffend, weil Eingeweihten zufolge alle Webseiten und Suchbegriffe zensiert werden sollten, die der chinesischen Regierung nicht genehm sind. Neben Informationsseiten wie Wikipedia und Medienseiten wie der New York Times fielen darunter auch Informationen über Menschenrechtsverletzungen wie das Tian’anmen-Massaker sowie jegliche Regierungskritik.

Nachdem der Konzern infolge der Kritik zunächst zurückgerudert war, kamen im März dieses Jahres Gerüchte auf, wonach Google die Pläne einer zensierten Suchmaschine für den chinesischen Markt noch nicht ad acta gelegt hatte. Diese Gerüchte sollten mit dem klaren Statement Pichais jetzt endgültig vom Tisch sein.
Ein Erfolg, aber nicht das Ende
Die Absage an das Projekt Dragonfly ist ohne Frage ein großer Schritt in die richtige Richtung und ein Erfolg für die zahlreichen Proteste der letzten zehn Monate. Sie zeigt, dass ein gemeinsamer organisierter Protest im Dienste der Menschenrechte Positives bewirken kann. Nichtsdestotrotz gilt es, auch in Zukunft wachsam zu bleiben und allen neuen Plänen für ein künftiges „Projekt Dragonfly“ im neuen Gewand von Anfang an Einhalt zu gebieten.
Die strikte Internet-Zensur und die Sperrung von Social-Media-Accounts in China rund um den 30. Jahrestag des Tian’anmen-Massakers zeigen, wie wichtig es ist, dass Konzerne wie Google sich verantwortungsvoll zeigen und die Auswirkungen ihrer digitalen Überwachungsprojekte auf die Menschenrechte vor Ort künftig von Anfang stärker in Betrachtung ziehen.
Das gilt insbesondere auch für Tibet, wo Autoren von Blogbeiträgen über Menschenrechte regelmäßig verhaftet, geschlagen und gefoltert werden, jede Form von Protesten mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wird. Digitale Überwachungstools im Einsatz der chinesischen Regierung können hier tödlich sein.
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Last modified: 24. Juni 2019