Zurzeit zeigen wir gemeinsam mit der Gesellschaft für bedrohte Völker den Film „In the Name of Confucius“ der Regisseurin Doris Liu über die umstrittenen Konfuzius-Institute. Wie aktuell die Kontroverse über den wachsenden ideologischen Einfluss der chinesischen Regierung an deutschen Universitäten ist, zeigen die kürzlichen Ereignisse an einer Berliner Universität. Eine Zwischenbilanz.

Als Reaktion auf seine Solidarisierung mit der Polytechnischen Universität Hongkong erhielt der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Technischen Universität (TU) Berlin Morddrohungen und Hassbotschaften, die offenbar von chinesischen Absendern stammten. Spätestens jetzt lässt sich nicht mehr leugnen, dass chinesische Repressionen auch deutsche Studierende treffen können. Wer sich für Menschenrechte in China einsetzt, riskiert Opfer von Gewalt und sozialer Kontrolle zu werden.
Chinesesische Bürgerinnen wie Doris Liu, Regisseurin des Filmes „In the Name of Confucius“, die sich gegen das unterdrückerische Regime der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) stellen, sind gezwungen aus ihrer Heimat zu fliehen. Sie fliehen vor Folterstrafen und Umerziehungscamps, vor den menschenverachtenden Methoden der KPCh, ihren Gefangenen die ideologischen Grundsätze der Partei zu indoktrinieren. Der AStA-Fall an der TU Berlin zeigt, dass Chinas Unterdrückungsmechanismen auch Studierende deutscher Universitäten ins Visier nehmen können. Was allerdings vielen noch immer nicht klar ist, ist der wachsende ideologische Einfluss, den die chinesische Regierung beinahe unbemerkt auf westliche Universitäten ausübt – unter anderem mit den Konfuzius-Instituten.
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Konfuzius-Institute bedrohen die deutsche Demokratie
Viele wissen kaum etwas über die Präsenz von Konfuzius-Instituten an deutschen Universitäten wie der Freien Universität (FU) Berlin. Dies sollte uns Sorgen machen, denn ausgehend von diesen Instituten werden ideologische Inhalte unter dem Deckmantel des kulturellen Austausches an Schüler und Kleinkinder vermittelt. Die knapp einstündige Dokumentation der Regisseurin Doris Liu klärt unter anderem über manipuliertes Lernmaterial auf, das Schülern und Studenten kostenlos zur Verfügung gestellt wird.
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Bei der gut besuchten Filmpremiere in Berlin, veranstaltet mit Unterstützung der Tibet Initiative Deutschland und der Gesellschaft für bedrohte Völker, wurde diese Kontroverse deutschen Politikern vor Augen geführt. Die Reaktionen waren vielversprechend und wecken Hoffnung auf politische Unterstützung im Kampf gegen die Reichweite des chinesischen Propaganda-Apparats: Frank Heinrich, Mitglied der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Bundestagsabgeordneter für Chemnitz regte an, Doris Lius Film im deutschen Bundestag zu zeigen, um auf die Gefährdung des deutschen demokratischen Verständnisses, der Religions- und Meinungsfreiheit durch die chinesischen Konfuzius-Institute aufmerksam zu machen.
Auch Margarete Bause, Sprecherin für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, plädierte für einen bewussteren Umgang mit den Instituten. Besonders die ideologischen Untertöne in Schulmaterialen beunruhigten sie, so Margarete Bause. Solche Inhalte sollten eingehend von den zuständigen deutschen Behörden geprüft werden, bevor sie Kindern vorgelegt werden dürften.
Liao Yiwu, chinesischer Dissident und Künstler, appelierte an deutsche Politiker das Problem Ernst zu nehmen. Er verwies auf das Instrumentalisieren der Konfuzius-Institue durch die chinesische Regierung, und betonte die urspüngliche Bedeutung des Philosophen und Flüchtlings Konfuzius.
Solidarität statt Hass
Unter den massiven Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung gegen verschiedene religiöse und ethische Gruppen stellte Regisseurin Doris Liu auch die Verfolgungen und Inhaftierungen von Falun-Gong-Praktizierenden in der Volksrepublik China heraus. Als solche wurde auch die Hauptdarstellerin und Schlüsselfigur von „In the Name of Confucius“ dazu gezwungen, einen Knebelvertrag zu unterschreiben, der sie von ihrer Familie trennte und ins Exil trieb – ein Schicksal, das viele unterdrückte Gruppen in China teilen, aktuell zum Beispiel die Uiguren, aber natürlich auch die Tibeter.
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Wir von der Tibet Initiative Deutschland und die Gesellschaft für bedrohte Völker möchten uns mit den Filmvorführungen solidarisch mit allen Verfolgten zeigen, ob religiös oder ethnisch. Die Bundesregierung und andere demokratische Parlamente dürfen nicht weiter die Augen vor Chinas schwerwiegenden Menschrechtsverletzungen verschließen. Die vielversprechenden Reaktionen des Publikums und der Podiumsgäste sind hoffentlich ein erster Schritt zu einem neuen kritischen Bewusstsein für Chinas Außenpolitik.
Bisher gab es zwei Vorführungen in Berlin und jeweils eine in Leipzig, München, Freising und Salzburg. Weitere Stationen sind Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg, Göttingen und Wiesbaden.
Last modified: 26. August 2021