Die Tibet Initiative Deutschland e.V. (TID) fordert Bundeskanzlerin Merkel auf, sich beim G20-Gipfel gegenüber dem chinesischen Staatspräsident Xi Jinping für den sofortigen Stopp der massiven Zerstörung des weltweit größten Instituts für den tibetischen Buddhismus Larung Gar einzusetzen.
TID Pressemitteilung vom 1. September 2016
Größtem Lehrinstitut für den tibetischen Buddhismus droht das Aus
Merkel muss sich in China gegen die Zerstörung von Larung Gar einsetzen
Während die Vorbereitungen auf den G20-Gipfel am 4. und 5. September 2016 in Hangzhou, China, laufen, wird das weltweit größte Lehrinstitut für den tibetischen Buddhismus Larung Gar seit dem 20. Juli auf Anordnung der chinesischen Regierung zerstört. Im osttibetischen Serthar wären mehr als die Hälfte der 10.000 Nonnen und Mönche gezwungen, das Studienzentrum zu verlassen, sollte die Zerstörung und Vertreibung nicht noch in letzter Minute gestoppt werden. Die Tibet Initiative Deutschland e.V. (TID) fordert Bundeskanzlerin Merkel auf, sich beim G20-Gipfel gegenüber dem chinesischen Staatspräsident Xi Jinping für den sofortigen Stopp der Zerstörung einzusetzen. Diese Forderung unterstützen auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die sich an der Petition der TID beteiligen.
„Was in Larung Gar passiert, ist ein gezielter Angriff auf die Religionsfreiheit, der nichts als Trümmer hinterlässt. Die chinesische Regierung spricht von notwendigen Maßnahmen aus Brandschutzgründen, dabei steckt in Wahrheit die Absicht dahinter, den tibetischen Buddhismus niederzuzwingen. Längst geht es nicht mehr “nur” um Einmischung in klösterliche Strukturen oder in die Nachfolgefrage hoher Lamas. Die chinesische Regierung verfolgt kein geringeres Ziel, als die tibetische Kultur und Identität nachhaltig zu schwächen“, sagt Wolfgang Grader, Vorsitzender der TID.
Besonders betroffen machen die Nachrichten vom Selbstmord der tibetischen Nonnen Rinzin Dolma, Semga und Tsering Dolma, die sich aus Verzweiflung über die Abrissarbeiten das Leben nahmen. In ihrem Abschiedsbrief schrieb etwa Rinzin Dolma, dass sie den Schmerz durch die permanente Schikane gegenüber Buddhisten, die einfach nur friedlich in Larung Gar lernen wollen, nicht mehr ertragen könne.
„Die Bundesregierung hat sich wiederholt für den Schutz der religiösen und kulturellen Identität Tibets ausgesprochen. Religionsfreiheit wird auch nach chinesischem Recht garantiert. Die Bundeskanzlerin muss entschlossen gegenüber der chinesischen Regierung auftreten. Larung Gar kann nicht warten, bis internationale Vertreter Zeit finden, einzuschreiten“, sagt Grader.
Bereits in den ersten neun Tagen wurden mehr als 600 Gebäude abgerissen. Bisher hat die chinesische Regierung alle Gesprächsangebote der Institutsleitung ausgeschlagen. Internet- und Telefonverbindungen von und nach Larung Gar sind mittlerweile fast vollständig unterbrochen, um eine Berichterstattung über die Situation vor Ort zu unterbinden.
Konkrete Maßnahmen zum Abriss des buddhistischen Instituts wurden am 23. April 2016 auf der sogenannten zweiten nationalen Arbeitskonferenz der KPCh bekanntgegeben. Der dort verfasste „8-Punkte-Plan“ sieht vor, die Zahl der Unterkünfte für Nonnen und Mönche Schritt für Schritt auf 5.000 zu reduzieren und sie zum Verlassen des Klosters zu zwingen. Momentan leben dort dauerhaft mindestens 10.000 Buddhisten. Schon 2001 zerstörten chinesische Sicherheitskräfte Unterkünfte und Versammlungshallen und vertrieben Mönche und Nonnen aus Larung Gar.
Last modified: 10. Oktober 2017