Herr Adenauer, Sie übernehmen dieses Jahr die Schirmherrschaft über die Flaggenkampagne der Tibet Initiative Deutschland. Wie kam es dazu, und was motiviert Sie und den Kreis Gütersloh zu solch einem politischen Zeichen?
Ich bin vor vielen Jahren einmal angesprochen worden, ob ich am 10. März, dem Tag der Niederschlagung des Volksaufstands in Tibet, die tibetische Flagge am Kreishaus in Gütersloh hissen möchte. Das nahm ich zum Anlass, mich mit der Geschichte Tibets zu befassen. Und wenn man das tut, dann kommt man sehr schnell zum Ergebnis, dass diesem Staat und seinem Volk großes Unrecht widerfahren ist und immer noch widerfährt. Es ist für mich eine Frage der Menschenrechte und Gerechtigkeit, mich für Tibet einzusetzen. Und ganz schnell wurde dies für mich persönlich zu einer Herzensangelegenheit. Zudem bin ich sicher, dass fast alle Menschen im Kreis Gütersloh das genauso sehen.
Die chinesischen Vertretungen in Deutschland üben immer wieder Druck auf flaggende kommunale Verwaltungen aus. Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht, und was raten Sie in einem solchen Fall?
In der Tat bin ich schon einmal von der chinesischen Botschaft angerufen worden… Nach dem Motto: Wie können Sie sich für Tibet einzusetzen? Unterschwellig wurde auch gedroht. Ich rate in diesem Zusammenhang aber zu Gelassenheit. Das Recht und die Gerechtigkeit stehen auf unserer Seite. Da lasse ich mich überhaupt nicht einschüchtern und würde mich freuen, wenn andere ebenso handelten.
Warum ist es wichtig, von Deutschland aus die Menschen- und Freiheitsrechte für Tibet einzufordern, auch wenn Tibet räumlich weit entfernt ist?
Menschenrechte gelten überall. Räumliche oder anderweitige, beispielsweise kulturelle Entfernungen spielen dabei keine Rolle. Im Gegenteil: Es ist wichtig, deutlich zu machen, dass man sich für diese Dinge auch dann einsetzt, wenn sie sich nicht vor der eigenen Haustür abspielen.
// Interview Axel Grafmanns
SVEN- GEORG ADENAUER, ein Enkel Konrad Adenauers, ist seit Oktober 1999 direkt gewählter Landrat des Kreises Gütersloh. Als Volljurist der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn war Adenauer ab 1991 Beamter des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Als dortiger Regierungsdirektor wechselte er im Januar 1999 in die Position als Geschäftsführer der CDU-Kreistagsfraktion Gütersloh. Neben zahlreichen Auszeichnungen bekam Adenauer 2013 den Ehrendoktor der Universität Temeswar (Rumänien) und 2015 das Kreuz des Offiziersordens der Republik Lettland verliehen.
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Last modified: 5. März 2019