Am 10. Juli ist Liu Xia, Witwe des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo, nach acht Jahren aus dem Hausarrest in Peking entlassen worden und nach Berlin ausgereist. Bereits vor dieser Nachricht war in der Hauptstadt eine Gedenkfeier für ihren verstorbenen Ehemann in der Gethsemane-Kirche geplant gewesen. Liu Xia stand seit der Verleihung des Friedensnobelpreises an ihren Ehemann im Jahr 2010 unter Hausarrest. Sie selbst wurde nie einer Straftat bezichtigt. Der verstorbene Dissident Liu Xiaobo wurde 2009 wegen „Subversion“ zu elf Jahren Haft verurteilt. Er war 1989 als Mitglied der Demokratiebewegung an den Protesten auf dem Tiananmen-Platz beteiligt und war Mitverfasser der Charta 08, die demokratische Reformen forderte. Er sprach sich außerdem für die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet aus. Monate vor der Erlaubnis zur Ausreise hatten sich Regierungen weltweit, darunter auch die Bundesregierung und die Vereinten Nationen, für Liu Xias Entlassung eingesetzt.
Zahlreiche prominente Unterstützer sind zur Gedenkfeier in Berlin erschienen, darunter der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller und die Musiker Wolf Biermann und Liao Yiwu. Lui Xia selbst konnte aus Sorge um ihren Bruder nicht kommen. Zwar ist Lui Xia freigelassen worden, doch musste ihr Bruder in China zurückbleiben, und der Bürgerrechtler Qin Yongmin wurde nahezu zeitgleich zu 13 Jahren Haft verurteilt. Die Vorsitzende des PEN-Zentrums in Taipei, Tienchi Martin-Liao, sprach im Namen ihrer Freundin Liu Xia: „Sie kann ihre Freiheit noch nicht genießen, da ihr Bruder noch in Peking ist.“
Fotos: (c) Michael Leh
Last modified: 16. Juli 2018