Unter diesem Titel zeigte die Tibet Initiative Deutschland vom 4. bis 18. Oktober 2025 in der Roten Galerie in Nürnberg eine eindrucksvolle Doppelausstellung: „Flames in the Silence“ von Pau Nubiola und „NAME“ von Meng Huang. Beide Künstler näherten sich auf unterschiedliche, aber einander ergänzende Weise einem der erschütterndsten Themen der jüngeren tibetischen Geschichte – den Selbstverbrennungen von Tibeter*innen zwischen 2009 und 2024. Diese Form des Protests gilt als eine der radikalsten und tragischsten Reaktionen auf die anhaltende Unterdrückung in Tibet durch die chinesische Regierung.

Der in Barcelona geborene Künstler Pau Nubiola widmete sich den Opfern dieses Protests mit einer Serie von 159 Porträts, die jeweils einen Menschen zeigen, der sich selbst verbrannt hat. Mit seiner Arbeit wollte er den anonymen Zahlen Gesichter geben, den Opfern Würde zurückgeben und ihren Mut sichtbar machen. „Ich will nicht urteilen – ich will zeigen, was Zensur in China verbirgt“, sagt Nubiola.
Seine Ausstellung wurde seit 2014 bereits in Städten wie Barcelona, Dharamsala, Zürich, Paris, Potsdam und Berlin gezeigt und fand nun in Nürnberg eine tief bewegende Fortsetzung.
Meng Huang, in Peking geboren und heute in Berlin lebend, begegnete dem Thema auf konzeptuelle Weise. Für jedes Opfer fertigte er eine weiße Porzellantafel, versehen mit dessen Namen in Brailleschrift. In China ist es verboten, diese Namen zu nennen oder zu sammeln. „Porzellan brennt wie die Körper dieser Menschen – und im Englischen heißt es China“, erklärt der Künstler. „Jede Tafel trägt einen Namen, den die Welt nicht vergessen darf.“
Das fragile Material steht sinnbildlich für das Schweigen und die Unsichtbarkeit, mit denen diese Taten in China belegt werden. In Nürnberg waren 30 von 162 Tafeln zu sehen – stille Mahnmale, die gleichzeitig Zartheit und Schwere in sich tragen.
Die Vernissage am 4. Oktober wurde feierlich eröffnet. Pau Nubiola war persönlich anwesend und sprach über seine Motivation und sein Engagement für Tibet. Begleitet wurde die Eröffnung von der Tibetischen Gemeinschaft München, die musikalisch an den jungen Sänger Tsewang Norbu erinnerte, der sich am 25. Februar 2022 in Lhasa selbst anzündete. Heijo Schlein, Leiter der Roten Galerie, und Michael Ziegler, ehrenamtlicher Stadtrat und kulturpolitischer Sprecher der SPD, begrüßten die Gäste mit einführenden Worten und würdigten das Anliegen der Ausstellung.


Ein besonderes Highlight des Begleitprogramms war der Auftritt des tibetischen Musikers und Aktivisten Loten Namling, der am 7. und 9. Oktober die Ausstellung mit zwei außergewöhnlichen Konzerten bereicherte. Seit 1989 in der Schweiz lebend, verbindet Namling in seiner Musik traditionelle tibetische Gesänge mit modernen Klängen, Blues und Rock. Mit der tibetischen Laute, Geige und Flöte schuf er eine tief berührende Klanglandschaft, die das Thema der Ausstellung eindrucksvoll vertiefte.
„Ich will niemandem vorschreiben, wie er mit den 159 Selbstverbrennungen umgehen soll“, sagte Namling. „Doch für mich ist klar: Ich will diese Menschen ehren und sicherstellen, dass ihr Opfer in unserem kollektiven Gedächtnis weiterlebt.“ Zuletzt hatte er selbst mit 159 Flammen-Tätowierungen auf seinem Körper ein starkes Zeichen des Gedenkens gesetzt – ein lebendiges Denkmal für die Verstorbenen.





Die Finissage am 18. Oktober bildete den feierlichen Abschluss der zweiwöchigen Ausstellung. Noch einmal kamen zahlreiche Besucher*innen in die Rote Galerie, um die Werke zu betrachten, ins Gespräch zu kommen und das begleitende Programm zu genießen. Wolfgang Grader, Vorsitzender der Tibet Initiative Deutschland, sprach die Abschlussworte und dankte allen Beteiligten für ihr Engagement und Interesse. Den stimmungsvollen Ausklang gestaltete Jessica Hartlieb mit einer berührenden Geigenperformance, die die emotionale Tiefe der Ausstellung musikalisch aufgriff und den Abend in einer Atmosphäre von Achtsamkeit ausklingen ließ.
Die Ausstellung Echos of Tibet machte eindrücklich bewusst, wie Kunst zum Träger von Erinnerung, Dialog und Verantwortung werden kann. Sie vermittelte Besucher*innen Wissen über gewaltfreien Widerstand, Zensur und Propaganda und regte dazu an, über eigene Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten nachzudenken. Sie öffnete Raum für Empathie und für die Frage, wie sich künstlerischer Ausdruck in friedliche Konfliktlösung verwandeln lässt.
Ein herzlicher Dank gilt der Roten Galerie für die großzügige Unterstützung und Gastfreundschaft, der Karl-Brügge-Gemeinschaft sowie der Kost-Pocher’sche Stiftung für die finanzielle Förderung, die diese Ausstellung und das begleitende Programm möglich gemacht haben. Ebenso danken wir herzlich unseren ehrenamtlichen Unterstützer*innen der Kontaktstelle Nürnberg, die die Ausstellung engagiert betreut und begleitet haben. Ihr Einsatz hat wesentlich dazu beigetragen, dass Echos of Tibet zu einem Ort der Begegnung, des Austauschs und des Gedenkens werden konnte.
Wer künftig keine Aktionen und Veranstaltungen unserer Nürnberger Gruppe verpassen möchte, kann gerne über folgende E-Mail-Adresse Kontakt aufnehmen: nuernberg@tibet-initiative.de.

Jede Spende hilft uns, die Sichtbarkeit der Tibet-Solidarität in Deutschland zu stärken und unser Engagement fortzusetzen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung und Ihren Einsatz für Tibet!
Last modified: 23. Oktober 2025





