30 europäische Länder bereist Lama Wangchen derzeit im Rahmen seiner „Dialogue for Peace“-Tour, um bei chinesischen Diplomaten für die Aufnahme von Friedensgesprächen zu werben. Auch in deutschen Städten war das Mitglied des tibetischen Exil-Parlaments zu Gast – und wir waren mittendrin.
„Seit 2010 hat es keine Gespräche mehr mit China mehr gegeben. Jetzt wird es Zeit“, sagte Lama Wangchen am Freitag, dem 11. Oktober 2019, vor der chinesischen Botschaft. Vor rund 50 Teilnehmern hatte er zuvor seine Friedensbotschaft in den Postkasten der Botschaft eingeworfen – eine persönliche Übergabe war nicht möglich. „In 20 Ländern haben wir bereits unsere Einladung, Friedensgespräche über Tibet aufzunehmen, übergeben“, so Lama Wangchen. „Nicht eine Botschaft hat uns die Tür geöffnet, um uns zu treffen.“
Noch bis Mitte November tourt das Mitglied des tibetischen Exil-Parlaments mit zwei Begleitern quer durch Europa, um bei chinesischen Botschaftern für die Aufnahme von Friedensgesprächen über Tibet zu werben. Bei den Besuchen in Deutschland stand neben Treffen mit Exil-Tibetern vom Verein der Tibeter in Deutschland und Aktivisten von International Campaign for Tibet und der Tibet Initiative Deutschland auch der Austausch mit deutschen und internationalen Politikern auf dem Programm.
So war Lama Wangchen bereits am 20. September bei seinem Besuch in Frankfurt mit Bürgermeister Uwe Becker (CDU) und der stellvertretenden Vorsitzenden im hessischen Landtag, Martina Feldmayer (Bündnis 90 / Die Grünen), zusammengetroffen. Unsere Kontaktstelle in Frankfurt hatte dafür Gesprächstermine im „Römer“ organisiert, dem Frankfurter Rathaus (ein großes Dankeschön an Ruth Schoeffel!).
Treffen mit Vertretern aus Deutschland, Taiwan und Hongkong
Auch der vergangene Freitag stand ganz im Zeichen des Netzwerkens und des politischen Austauschs. Bereits am Vormittag hatte Lama Wangnchen mit Repräsentanten Taiwans die politische Lage in China, Tibet und Taiwan erörtert. Nach der Kundgebung vor der chinesischen Botschaft ging es gleich weiter in die Geschäftsstelle der Tibet Initiative Deutschland, wo die Bremer Umweltsenatorin, Dr. Maike Schaefer, sich bei Lama Wangchen und Mitgliedern des Vereins der Tibeter in Deutschland über Perspektiven und Möglichkeiten des politischen Engagements informierte. Wie zuvor Martina Feldmayer und Uwe Becker in Frankfurt, sagte auch Maike Schaefer den Tibetern ihre Unterstützung zu.
Nach einem Abstecher zur Berliner Dependance der International Campaign For Tibet stand am Abend ein spannender Austausch zwischen der tibetischen Delegation um Lama Wangchen und jungen Aktivisten der Gruppe Germany Stand with Hong Kong auf dem Programm, die eine öffentliche Diskussion im ‚Public Art Lab‘ in Berlin-Wedding organisiert hatten.
Neben Berichten über die Situation in Tibet und in Hongkong wurden dabei Fragen diskutiert wie: Wie kann wirksamer Widerstand gewaltfrei bleiben? Wie können Aktivisten aus Tibet, Hongkong, Ostturkestan und Taiwan besser zusammenarbeiten, um ihre Kräfte gegen die chinesische (Über-)Macht zu bündeln? Und was können Menschen in Ländern wie Deutschland tun, um die Bewegungen unterstützen? Aller aktuellen Widerstände zum Trotz zeigte sich Lama Wangchen in der Diskussion zuversichtlich, dass Demokratie-Bewegungen in China in Zukunft wieder an Fahrt gewinnen werden.
Auf Fahrt ging es am Sonntag auch wieder für die tibetische Delegation, um die Friedensbotschaft weiterzutragen – diesmal nach Tschechien. Etwas mehr als die Hälfte der rund zweimonatigen Tour ist geschafft. Wir wünschen Lama Wangchen und seinem Anliegen viel Erfolg!
Last modified: 14. Oktober 2019