Vielfältig, lebendig, zukunftsfähig: Die Eröffnung der Ausstellung „Magie vom Dach der Welt“ in Augsburg offenbarte einmal mehr die Einzigartigkeit des tibetischen Kunst- und Kulturvermächtnisses. Impressionen von einem gelungenen Abend mit bewegenden Reden, traditioneller Musik und viel Prominenz.
Nach dem letzten Musikstück wandte sich der tibetische Musiker Dundup noch einmal an das Publikum: „Es war nicht vorgesehen, dass ich heute Abend rede. Aber als Tibeter möchte ich Ihnen danken für die Unterstützung unserer Kultur und unseres Freiheitsstrebens.“ Mit einer bewegenden Rede über seine Flucht als Kind über den Himalaya fand die Eröffnung der Ausstellung „Magie vom Dach der Welt“ am vergangenen Freitag ihren gelungenen Ausklang.
Die Ausstellung im Augsburger Schaezlerpalais zeigt noch bis zum 9. November 2019 in Kooperation mit der Tibet Initiative Deutschland Schmuck- und Gebrauchsgegenstände, mittelalterliche Kultfiguren und archäologische Streufunde aus dem einstigen tibetischen Großreich, die der Kurator Hans Weihreter in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen hat.
Neben Weihreter erschienen zur Eröffnung auch Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), der tibetische Aktivist, Historiker und Ex-Mitglied des Exilparlaments, Wangpo Tethong, der Vereinsvorsitzende der Tibet Initiative, Wolfgang Grader, der Augsburger Stadtrat Thomas Weitzel sowie der Leiter der Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Dr. Christof Trepesch.
Für den passenden Rahmen des Abends sorgten die Musiker Gendun Sangpo und Dundup Dorka mit ihrer Darbietung traditioneller, tibetischer Musik.
Ein Land, vom Schmerz geprägt
Claudia Roth spannte in ihrer Rede den Bogen vom „Schmelzen der Gletscher im Himalaya“ hin zur „vielfältigen Kultur Tibets“. Als „Botschafterin für die Tibet Initiative“ erinnerte Sie an die fortwährende Verletzung der Menschenrechte in Tibet und verband den blutigen Konflikt mit Ernst Blochs Vorstellung einer „Welt ohne Gewalt“.
Wolfgang Grader stellte den Gegensatz zwischen der „einzigartigen Kultur und Natur“ Tibets und der Ausbeutung der Ressourcen in einem Land dar, das „vom Schmerz geprägt ist“. Und Wangpo Tethong verwies auf die „Zukunftsfähigkeit der tibetischen Kultur“ – ihrer aktuellen Verleugnung durch die chinesische Regierung zum Trotz.
Wird Augsburg Flagge zeigen?
Die leidenschaftlichen Reden zeigten: Der Mythos Tibet lebt, seine Wirkung und Ausstrahlung haben nicht nachgelassen. Eine so vielfältige Kultur wie die Tibets lässt sich nicht dauerhaft unterdrücken – und schon gar nicht lässt sie sich unsichtbar machen. Besatzung und Repression können nicht verhindern, dass der Stern der tibetischen Kultur auch in Zukunft weltweit scheinen wird.
Wir von der Tibet Initiative Deutschland freuen uns über den gelungenen Auftakt. Unser Dank gilt den Kunstsammlungen und Museen Augsburg für die Kooperation. Wir hoffen, dass die Stadt Augsburg im März 2020 ein weiteres Zeichen für Menschenrechte und Selbstbestimmung in Tibet setzen wird – und sich trotz ihrer Städtepartnerschaft mit der chinesischen Stadt Jinan an unserer jährlichen Flaggenaktion beteiligt.
Last modified: 24. September 2019