Bangri Tsamtrul Rinpoche wurde im August 1999 verhaftet und im September 2000 wegen „Separatismus“ zum Tode verurteilt. Die Todesstrafe wurde in lebenslange Haft umgewandelt und schließlich im November 2005 auf 18 Jahre verkürzt.
Bangri Rinpoche ist der Gründer des Gyatso Waisenhauses in Lhasa, in dem zum Zeitpunkt seiner Verhaftung fast 60 mittellose Waisenkinder zwischen 2 Monaten und 12 Jahren lebten.
Die Umstände seiner Verhaftung 1999 sind bis heute nicht völlig geklärt. Begründet wird sie mit seiner Verbindung zu einem ehemaligen Mitarbeiter des Waisenhauses, Tashi Tsering. Letzterer hatte während der sogenannten Nationalen Minderheitenspiele in Lhasa auf dem Platz vor dem Potala Palast versucht, die tibetische Flagge zu hissen und einen an seinen Körper geschnürten Sprengsatz zu zünden. Der Versuch schlug fehl. Es wurden daraufhin neben Bangri Rinpoche noch mindestens 22 weitere Tibeter, die im Kontakt zu dem Waisenhaus standen, verhaftet, darunter auch Bangri Rinpoches Frau Nyima Choedron. Zwölf von ihnen wurden zu verschieden langen Haftstrafen verurteilt.
In der Urteilsschrift wird Bangri Rinpoche unter anderem vorgeworfen, mit Tashi Tsering zusammengearbeitet zu haben. Das Waisenhaus wurde im September 1999 zur illegalen Organisation erklärt und geschlossen; die Kinder blieben sich selbst überlassen. Als einziger der Inhaftierten befindet sich Bangri Rinpoche noch immer in Haft. Seine Frau wurde nach 7 Jahren entlassen.
2005 besuchte der damalige UN-Sonderberichterstatter für Folter Manfred Nowak Bangri Rinpoche im Gefängnis und appellierte an die chinesische Regierung, ihn freizulassen. Er sei wegen einer politischen Straftat verurteilt worden, möglicherweise auf Grund von Aussagen, die man durch Folter erpresst hatte.
Bangri Rinpoche wurde insbesondere in den ersten drei Monaten seiner Haft schwer gefoltert. Laut Nowak durfte er nicht telefonieren, nur wenige Stunden am Tag seine Zelle verlassen und nicht beten. Er litt an einer Herzkrankheit und sehr schmerzhaften Gallensteinen. Die dringend benötigte medizinische Behandlung wurde ihm verwehrt.
AKTUELLER STAND: Bangri Rinpoche sollte am 30. Juli 2021 freigelassen werden und gilt momentan als verschwunden. Angesichts der strengen Restriktionen haben wir noch immer keine Informationen über seinen Aufenthaltsort oder sein Wohlergehen erhalten.