In der Nacht vom 7. auf den 8. September wurde David Missal, stellvertretender Geschäftsführer der Tibet Initiative Deutschland, die Einreise nach Hongkong verweigert. Er wurde für rund 13 Stunden am Hongkonger Flughafen in einem Raum ohne Tageslicht festgehalten und wiederholt befragt, bevor seine Einreise abgelehnt wurde.
David Missal war am späten Samstagabend gegen 23:30 Uhr Ortszeit in Hongkong angekommen und im Zuge der Passkontrolle in einen Befragungsraum geführt worden. Dort wurde er mehrfach von Grenzpolizisten in ziviler Kleidung befragt, auch wurde sein Gepäck durchsucht. Am Sonntagmittag Ortszeit erhielt er dann eine “Refusal Notice” und wurde anschließend von mehreren Zivilbeamten zu einem vorgezogenen Anschlussflug eskortiert. Ursprünglich hatte Missal geplant, drei Tage in privater Kapazität in der Stadt zu verbringen.
David Missal zu seiner Abweisung: “Ich wollte einzig und allein in der Stadt, in der ich studiert habe, die mir in dieser Zeit ans Herz gewachsen ist, ein paar Tage Urlaub machen. Selbst das ist inzwischen nicht mehr möglich. 2018 konnte ich nach meiner Ausweisung aus China noch vor Chinas Zensurregime nach Hongkong fliehen – heute ist das offenkundig Geschichte. Ich bin traurig, dass Hongkong sich zu einer solch unfreien Stadt verwandelt hat. Ich stehe fest an der Seite aller mutigen Hongkonger*innen, die unter diesem Regime leiden müssen.”
“Wir verurteilen die willkürliche Festsetzung und Einreiseverweigerung durch die chinesischen Behörden in Hongkong auf‘s Schärfste. Es ist inakzeptabel, dass regierungskritischen Stimmen selbst im Rahmen privater Reisen der Zutritt verweigert wird. Diese Maßnahmen sind nicht nur ein alarmierendes Zeichen für den fortschreitenden Verlust der Autonomie Hongkongs, sondern auch ein klarer Verstoß gegen internationale Menschenrechtsstandards”, sagt Tenzyn Zöchbauer, Geschäftsführerin der Tibet Initiative Deutschland.
“Dass Hongkong unfreier geworden ist, merken nicht nur wir, die aus Hongkong stammen. Auch Ausländer sind vor der Willkür des Regimes nicht sicher”, sagt Ray Wong, Vorsitzender der Organisation Freiheit für Hongkong. “Die Nationale Sicherheitspolizei ist zu einem Unterdrückungsinstrument geworden”, so Wong weiter.
David Missal ist stellvertretender Geschäftsführer der Tibet Initiative Deutschland und Mitgründer der Organisation Freiheit für Hongkong. Er studierte Sinologie in Deutschland und China sowie Journalismus an der Tsinghua-Universität in Peking. 2018 wurde er aus China ausgewiesen, da er Menschenrechtsanwälte interviewt hatte. Nach seiner Ausweisung konnte er in Hongkong sein Studium fortsetzen. Dort beobachtete er die Massenproteste 2019 und berichtete aus der Metropole für die Neue Zürcher Zeitung. 2019 erhielt er den Human Rights Press Award von Amnesty International in Hongkong. Seit 2020 ist er als Aktivist und China-Experte in Deutschland tätig.
Kontakt: presse@tibet-initiative.de, +49 151 2502 1295
Last modified: 8. September 2024