Tibetischer Schriftsteller Shokjang trotz Haftentlassung immer noch nicht frei
Auch die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, Dr. Bärbel Kofler, äußert sich
Berlin, 21.3.2018. Die Sorge um den tibetischen Schriftsteller Shokjang wächst. Fast zwei Tage nach seiner Entlassung gibt es keine verlässlichen Informationen über seinen Gesundheitszustand und auch kein Foto von ihm. Das ist sehr ungewöhnlich, da normalerweise die Lokalbevölkerung nur wenige Stunden nach einer Entlassung eines politischen Gefangenen in Tibet – trotz staatlicher Zensur und Repression – Informationen über das Internet verbreitet. Freunde von Shokjang im Exil vermuten Repressionen in der Stadt Gengya, Shokjangs Heimatort, rund um seine Entlassung.
Die Bevölkerung wird momentan durch erhöhte Militär- und Polizeipräsenz verstärkt kontrolliert, da der März für die chinesischen Behörden eine sensible Zeit ist. Es geht dabei vor allem um die historischen Proteste von 2008. Die Lage in Tibet ist jedes Jahr rund um diese Tage angespannt, und vielerorts wird das Internet blockiert. In Tibet sind ehemalige politische Gefangene noch lange nicht frei. Sie werden verfolgt und stehen meist weiterhin unter strenger polizeilicher Beobachtung.
Migmar Dhakyel, Kampagnenreferentin der Tibet Initiative Deutschland e.V.: „Wir sind äußerst besorgt, dass wir immer noch keine Nachricht erhalten haben, wie es Shokjang geht. Das lässt vermuten, dass massiver Druck ausgeübt wird, auf Shokjang, seine Familie, seine Freunde und die lokale Bevölkerung. Es ist unglaublich, dass die chinesische Regierung einem Menschen, den sie willkürlich kriminalisiert und inhaftiert hat, selbst nach Entlassung jedes Recht auf eine würdevolle Rückkehr nimmt. Wir fordern die chinesische Regierung dazu auf, Shokjangs Rechte zu respektieren und zu garantieren, dass er weder schikaniert, bedroht, noch verfolgt wird.“
Dr. Bärbel Kofler, Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt: „Nach dreijähriger Haft wegen angeblicher Anstiftung zum Separatismus ist der tibetische Schriftsteller Shokjang diese Woche endlich freigelassen worden. Darüber freue ich mich. Nun sollte die chinesische Regierung ihm auch in vollem Umfang seine politischen Rechte zuerkennen und sich jeglicher Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit sowie seiner Kontakte zu Dritten enthalten.“ (Quelle: https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/-/1793354)
Golog Jigme, Freund von Shokjang und selbst ehemaliger politischer Gefangener: „Drei Jahre lang haben wir auf seine Freilassung gehofft und dafür gekämpft. Jetzt sind fast 48 Stunden vergangen seit Shokjang aus der Haft entlassen wurde, und es gibt noch immer keine Informationen über seinen Gesundheitszustand, und wir haben noch kein Foto von ihm erhalten. Selbst jetzt zwingt uns die chinesische Regierung, Tag und Nacht um ihn zu bangen. Sie hat Angst vor Shokjangs Stimme.“
Weitere Informationen zum Fall des tibetischen Schriftstellers Shokjang finden Sie in der Pressemitteilung der Tibet Initiaitive Deutschland e.V. vom 19.3.2018: „Drei Jahre unschuldig in Haft: Tibetischer Schriftsteller Shokjang aus der Haft entlassen“: www.tibet-initiative.de/tibetischer-schriftsteller-shokjang-aus-der-haft-entlassen/
Last modified: 21. März 2018